Einreise in die Neue Welt

Geschrieben am 9. November 2012 von

Sonnenaufgang im Hafen New York City

Unser erster Tag in den USA begrüßt uns mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. Nach unserem letzten Frühstück auf dem Containerschiff, finden zum ersten Mal die Lautsprecher des Schiffes Verwendung: Die Grenzbeamten der USA sind an Bord und möchten die gesamte Besatzung und die Passagiere mit ihren Pässen überprüfen, um gegebenenfalls Einreisestempel zu verteilen. Ohne diesen Einreisestempel ist es niemanden auf dem Schiff erlaubt, das Land zu betreten. Für die meisten Mitglieder der Crew bedeutet dies, dass sie nicht einmal zur nächsten Telefonzelle gehen können, ohne empfindliche Geldstrafen zu riskieren. Wir erhalten aber ohne Probleme unser Visum und dürfen jetzt bis zum April in den USA bleiben.

Warten auf die Seemannsmission am Kai

Anschließen packen wir unser Gepäck in der Kajüte zusammen und machen noch schnell ein Abschiedsfoto mit allen Passagieren bevor ein Auto von der Seemannsmission kommt, das uns aus dem Hafengelände heraus bringen soll. Normalerweise gibt es in Häfen dafür einen Shuttleservice, aber in New York ist dieser vor einigen Jahren eingestellt worden und so stellt jetzt die Seemannsmission einen freiwilligen Transportdienst bereit. Die anderen Passagiere sind mit ihrem Gepäck schnell im Kleinbus untergebracht. Als wir immer mehr Satteltaschen, Rucksäcke und schließlich auch noch unsere Fahrräder die Gangway hinuntertragen,  werden die Augen der Fahrerin immer größer. Sie verspricht uns, dass sie in 40 Minuten wiederkommt und braust davon. Wir bleiben etwas verloren zwischen den riesigen Hafenkränen, die das Schiff entladen und den nicht weniger großen Containerbrücken, dessen Fahrer weit über unseren Köpfen sitzen, zurück.

Schon nach ca. 10 Minuten hält ein Pick-Up vom Hafensicherheitsdienst neben uns, dessen Fahrer es wohl zu gefährlich erscheint, wie wir mit unserem Gepäck inmitten des hektischen Hafenbetriebes stehen. Er bietet uns an, uns zum nächsten Tor zu fahren und wir überlegen nicht lange, weil uns die Situation selbst nicht ganz geheuer ist. Mit den Fahrrädern und dem Gepäck auf der Ladefläche des Pick-Ups lassen wir den Kai und die Hyundai Tianjin hinter uns zurück. Nach zwei Minuten Fahrt erreichen wir ein kleines Torhäuschen, dessen Sicherheitsdame etwas überfordert ist mit unserer plötzlichen Anwesenheit am Tor. Sie hat den Sicherheitsdienst, der uns gebracht hat, nicht gesehen und stellt viele Fragen, bevor sie unsere Passnummern aufschreibt und anfängt herumzutelefonieren. Als ein weiterer Minibus von der Seemannsmission vorbeikommt und anbietet uns mitzunehmen, übergibt sie uns erleichtert der Pastorin, die den Bus fährt. Mit Ach und Krach bekommen wir das gesamte Gepäck und die Räder in ihren sehr geräumigen amerikanischen Multifunktions-Van. Die Pfarrerin bringt uns nicht nur aus dem Hafengebiet heraus, sondern fährt uns direkt zum Motel (etwa 15 Autominuten vom Hafen entfernt), weil es auf den Straßen vom Hafen zum Motel nach ihrer Meinung mit dem Fahrrad viel zu gefährlich ist.

Willkommen im Land der breiten Straßen und großen Autos, in dem Radfahrer die Ausnahme sind.

Einen Kommentar zu Einreise in die Neue Welt

  1. Katharina

    Klingt abenteuerlich, das Ganze! Aber wie gut, dass doch immer und überall hilfsbereite Leute/Organisationen bereit stehen. Eventuell müsst ihr beim Finden von Wegen, die gut mit dem Rad zu befahren sind, ein wenig kreativ sein, aber ihr werdet schon herausfinden, wie ihr am besten vorankommt. Drücke euch die Daumen weiterhin!