Nach etwa einem Drittel der Strecke erreichen wir Albany und fahren von nun an Richtung Westen weiter. Von einem einheimischen Tourenradler erhalten wir den Tipp, anstelle der Radroute, die an der Straße entlang führt, den Erie-Canal-Trail zu nehmen, der parallel dazu verläuft und nur für Radfahrer und Fußgänger gedacht ist. Er versichert uns, dass er flach ist und auch mit Trekkingrädern befahrbar und so wagen wir uns auf den Trail.
Er ist tatsächlich gut ausgebaut und gepflegt und eigentlich ein richtiger Fahrradweg, wie man ihn von Deutschland her kennt. Es gibt sogar immer wieder Informationstafeln über den Erie-Kanal, der Anfang des 19. Jahrhunderts als Verbindung zwischen dem Eriesee und dem Hudson River gebaut wurde. Durch ihn war es möglich, Güter aus dem Nordwesten der USA günstig nach New York City zu transportieren (die Transportkosten sanken um 90%). Der Kanal war nur 12 m breit und 1,2 m tief, aber er sorgte durch mehrere Schleusen und Brücken für einen zuverlässigen Transport von Personen und Gütern. Damit legte er die Grundlage für eine verstärkte Besiedelung der Gebiete rund um die großen Seen und trug dazu bei, dass der Hafen von New York City sich zum wichtigsten Hafen an der Ostküste Amerikas entwickelte. Heute ist der alte Kanal nur noch in Abschnitten vorhanden und hält für uns Tourenradler einige Überraschungen bereit.
Einmal hört der Weg auf einmal an einem Bahndamm auf, ohne dass ein Hinweisschild oder ein Übergang zu sehen ist. Also erkunden wir das Ganze erst einmal zu Fuß. Auf den Schienen stehen leere Güterwaggons und in der nähe läuft ein Aggregat, das sie wohl mit Druckluft versorgt. Als wir die Sträucher auf anderen Seite genauer untersuchen, entdecken wir dort tatsächlich einen besseren Trampelpfad der auf einige Häuser zugeht. Wir wuchten also unsere Fahrräder den Bahndamm hoch und tragen sie vorsichtig über die Schienen, auf denen wohl so bald kein Zug fahren wird, und setzen unseren Weg fort. Tatsächlich ist der Weg nach einer Weile auch wieder ausgeschildert.
Immer wieder liegen außerdem Bäume auf dem Weg, die so kurz nach Sandy noch niemand weggeräumt hat. Die meisten können wir umfahren, indem wir auf den angrenzenden Rasenstreifen ausweichen, aber manchmal hilft nur: „Augen zu und durch!“
Zum Glück sind wir zu zweit und so lassen sich auch diese Hindernisse überwinden. Nach zwei Tagen sind die Bäume auch schon zur Seite geräumt oder abgesägt, sodass wir staunen wir schnell die Behörden selbst so kleine, menschenleere Wege wieder auf Vordermann bringen.
Sag mal Albrecht, ist die rote Farbe deiner hinteren Fahrradtasche schon abgeblättert, oder war sie schon immer so mit weiß? Ist mir bloß gerade aufgefallen.
Liebe Grüße!
Das ist weiße Farbe, die über die rote Fahrradtasche gedruckt wurde. Wenn du genau hinsiehst, kannst du Nordamerika erkennen.