Im Reich der Mitte

Geschrieben am 18. November 2013 von
Ankunft in China

Immer deutlicher zeichnen sich die Umrisse von Wolkenkratzern ab

Das Erste, was wir von China sehen, ist – nichts. Wir befinden uns gerade auf der Fährüberfahrt von Südkorea nach China und sind an Deck gegangen, um einen Blick auf die Skyline von Qingdao zu werfen. Gestern Abend sind wir in der Nähe von Seoul losgefahren und sollen an diesem Morgen in dieser Stadt, in der Sabine ein Jahr gelebt hat, ankommen. Verwundert versuchen wir in der grauen Wand vor uns, Land zu entdecken, denn wir sollen in fünfzehn Minuten ankommen und wir sehen nur Wasser um uns herum. Aber dann zeichnen sich in dem grauen Dunst immer deutlicher die Umrisse von Wolkenkratzern ab und plötzlich realisieren wir, es ist gar kein Nebel, es ist Smog! Herzlich willkommen in China.

Laoshan

Wir besteigen den Laoshan, ein beliebtes Naherholungsziel in Qingdao

In den nächsten Tagen ist die Luft schon viel besser, es riecht nicht mehr nach Kohle und Fabrikabgasen und wir trauen uns wieder, tief Luft zu holen. Wir schauen uns die Stadt an und und besteigen einen berühmten Berg, der etwas außerhalb liegt. Außerdem gehen wir einkaufen. Nach über einem Jahr auf Reisen hat sich unser Klamottenvorrat deutlich reduziert und so muss Ersatz her. Aber neue Anziehsachen zu finden, ist gar nicht leicht, denn Chinesen haben offensichtlich andere Körperproportionen als Europäer. So ist es unmöglich, für mich eine neue Jacke zu finden. Entweder passt die Jacke an den Schultern gut, dann ist sie aber viel zu breit und zu lang (Größe XXL), oder aber sie hat die richtige Länge, dann passen aber meine Schultern und Arme nicht mehr in die Jacke (Größe L). Ich wusste gar nicht, dass ich so ein Muskelpaket bin! Bei den Schuhen, werde ich aber fündig. In Deutschland trage ich normalerweise die Größe 43, hier muss ich Schuhe in Größe 46 kaufen. Dafür ist aber der Preis gesenkt, weil hier niemand solche riesigen Füße hat. Bei den Socken ist es genauso. Sabine muss sich neutral aussehende Männersocken kaufen und ich nehme wieder die größten Socken, die es gibt. Sie sind zum Glück dehnbar und so passen sie mir mehr oder weniger.

ICE in China

Die chinesische Version des ICEs

Unsere neuen Sachen verpacken wir gleich in unsere Rucksäcke, denn es geht schon wieder weiter. Wir verlassen Qingdao und fahren mit dem Zug nach Peking. Als wir am Bahnhof ankommen, gibt es eine kleine Überraschung. Am Bahnsteig steht ein ICE, besser gesagt die chinesische Variante eines deutschen ICE-Modells. Er basiert auf dem ICE der deutschen Bahn, ist aber etwas breiter. Dadurch passen fünf etwas schmalere Sitze in eine Reihe, was dann als dritte Klasse verkauft wird. Trotzdem fühlen wir uns aber wieder wie in Deutschland. Fast vergessen wir, dass wir in China sind, würden nicht arme Bauerndörfer mit 300 km/h an unserem Fenster vorbei rauschen und die Sicht immer trüber werden, je näher wir Peking kommen.

Die Luft in Peking ist katastrophal. Es herrscht die höchste Smogwarnstufe. Die ganze Stadt liegt in einem trüben Halbdunkel, da die Sonnenstrahlen nicht durch die Dunstglocke hindurch dringen können. Der feine Staub reizt unsere Nasen und Augen und wir werden von der verdreckten Luft ganz kurzatmig. Eine Zuflucht finden wir schließlich in einem etwas besseren Restaurant, in dem die Luft gefiltert wird. Froh, endlich wieder richtig durchatmen zu können, lassen wir uns ein Gericht schmecken, das nur in dieser Stadt so richtig authentisch ist: Peking Ente!

Lama-Tempel

Im Lama-Tempel zünden die Menschen Räucherstäbchen an

Nach zwei Tagen ist der Smog zum Glück verschwunden und wir können wieder unbeschwert durch die Straßen bummeln. Wir lassen uns etwas treiben und schauen uns den Lama-Tampel, also einen tibetisch-buddhistischen Tempel, an. Wir beobachten wie Räucherstäbchen in großen, mit Sand gefüllten Behälter vor sich hin rauchen und die Gläubigen davor niederknien. Wir bestaunen die goldenen Buddhastatuen und die schöne Architektur der Gebäude. So bleiben auch ein paar schöne Erinnerungen, als wir uns am nächsten Tag von diesem Land mit seinem unglaublichen Smog verabschieden.