Unser neuer Reiseabschnitt beginnt, wie so viele andere, mit einem Weckerklingeln um 4 Uhr morgens. Warum hat Reisen eigentlich immer mit zeitig aufstehen zu tun? Zwei Stunden später stehen wir im Bahnhof von Vancouver und reihen uns in die lange Schlange der warteten ein. Unsere Pässe werden von den US-Grenzbehörden überprüft und dann steigen wir in den Amtrakzug „Cascades“ ein. Mit ihm verlassen wir Kanada und fahren entlang der US-Westküste nach Portland im Bundesstaat Oregon. Auf der achtstündigen Fahrt erfreuen wir uns an der schönen Landschaft. Hohe Berge, einladende Pazifikstrände und dichte Wälder wechseln sich ab. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, ist, wie viel der Name „Cascades“ mit unseren nächsten Abenteuern zu tun hat. Der Zug durchfährt nämlich das Kaskadengebirge, das sich entlang der US-Westküste von Süd-Kanada bis Nordkalifornien erstreckt. Es ist entstanden, als die pazifische Kontinentalplatte mit der nordamerikanischen zusammengestoßen ist und das Land zusammen gestaucht hat. Auch heute noch verschieben sich diese Platten gegeneinander und sorgen somit für eine Reihe von vulkanischen Aktivitäten in dieser Region.
Mit einem Freund, der in Portland wohnt, erkunden wir in den nächsten zwei Wochen dieses Gebirge und lernen eine ganze Menge über Vulkane. Gleich zu Beginn schauen wir uns den Mount Hood an. Dieser schlafende Vulkan liegt etwa eine Autostunde von Portland entfernt und ist heute für seine Skipisten und Wanderwege bekannt. Da der letzte Ausbruch vor 200 Jahren war und er gerade nicht aktiv ist (keine Rauchwolken etc.), kann man ganz unbekümmert an ihm entlang wandern.
Ein richtiges Abenteuer erwartet uns, als wir in die Lavaröhre „Ape Cave“ hinabsteigen. Das ist eine Höhle, die vor 2000 Jahren durch einen Lavastrom entstanden ist. Der Strom selbst stammte von dem Ausbruch des auch heute noch aktiven Vulkans Mount St. Helen. Als die Lava erkaltete, bildete sich über ihr eine Gesteinskruste, unter der aber die Lava weiter floss und erst nach und nach auskühlte. Am Ende blieb ein natürlicher Tunnel übrig, durch den wir jetzt hindurch gehen wollen. Und wirklich sehen die Wände der Höhle aus, wie die eines zu Stein erstarrten Flussbettes und der Boden wie ein gefrorener Fluss, aber eben aus Stein. Bewaffnet mit mehreren Kopf- und einer Gaslampe suchen wir uns in absoluter Finsternis selbständig unseren Weg durch die knapp 4 km lange Röhre. Wir kraxeln über von der Decke gefallene Felsbrocken, hangeln uns an einem Seil eine hohe Felskante hinauf und setzen des öfteren Hände, Knie und Ellbogen ein, um uns durch enge Löcher zu zwängen. Nach knapp 3 Stunden Kletterei gelangen wir durch ein Loch in der Decke wieder glücklich und gesund ans Tageslicht.
Als wir die Strecke zurück zum Eingang diesmal überirdisch zurück legen, staunen wir, dass man hier oben so wenig von dem sieht, was da direkt unter unseren Füßen liegt. Wer weiß wie viele von diesen Röhren noch unentdeckt in dem Kaskadengebirge verborgen liegen?