Albrecht und Sabine reisen » Kultur http://www.aus-reisen.de Ohne Flugzeug nach Kanada und um die Welt Tue, 24 Dec 2013 10:36:56 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.9.1 Russland http://www.aus-reisen.de/2013/12/russland/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=russland http://www.aus-reisen.de/2013/12/russland/#comments Thu, 05 Dec 2013 21:48:54 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=3565 Weiterlesen »]]> Moskau begrüßt uns mit grauem Himmel und feuchtem Nieselregen. Wir lassen uns davon jedoch nicht abschrecken und ziehen los, um die Geheimnisse dieser geschichtsträchtigen Metropole zu ergründen.

Wir sind beeindruckt von der Schönheit des Roten Platzes

Der Rote Platz ist schön und beeindruckend zugleich

Als erstes steht natürlich der Rote Platz auf dem Plan. Er ist kleiner, als wir es uns vorgestellt hatten, aber beeindruckt uns mit der schönen Basiliuskathedrale und der hohen Mauer, die um den Kreml gezogen ist. Als erstes schauen wir uns Lenin in seinem Mausoleum an. Er selbst hat sich zwar ausdrücklich gegen die Entstehung eines Personenkultes ausgesprochen, aber Stalin ignorierte diesen Wunsch und ließ ihn nach seinem Tod einbalsamieren. Seitdem ist die Leiche Lenins in einem Glassarg ausgestellt. Bleich und starr liegt er im Licht der auf ihn gerichteten Scheinwerfer, während die Besucher durch den ansonsten dunklen Raum langsam an ihm vorbei laufen. Es ist schon ein komisches Gefühl, eine so alte Leiche zu betrachten und zu wissen, dass dieser Mann, als er noch lebte, ein ganzes Land durch Revolution und Bürgerkrieg geführt hat.

Die Kremlmauern sind sehr hoch, um Vordergrund sieht man das Grab des unbekannten Soldaten

Vor den Mauern des Kreml stehen Wachposten am Grabmal des Unbekannten Soldaten

Als nächstes wollen wir den Kreml besichtigen. Wir laufen die große Mauer entlang, vorbei am Grabmal des unbekannten Soldaten, vor dem eine Ehrenwache steht. Als wir schließlich an den Eingang kommen und die langen Schlangen von Besuchern sehen, die langsam vom Nieselregen durchnässt werden, entscheiden wir uns kurzerhand um und betrachten die Palastmauern nur von außen. Wir spazieren noch hinunter zur Moskwa und besuchen eine russisch-orthodoxe Kirche mit ihren vielen Ikonen und Kerzen. Leider merken wir auf dem Rückweg, dass der rote Platz am Nachmittag wegen einer Veranstaltung gesperrt ist. Wir laufen also einen Riesenumweg um sämtliche Absperrungen herum, um am Ende durchnässt und durchgefroren in ein Café zu flüchten. Dort tauen wir dann bei heißer Schokolade und Bliny, also den hier üblichen Eierkuchen, wieder auf.

Um welche Restaurant-Kette handelt es sich?

Buchstabenrätsel: Um welche Restaurant-Kette handelt es sich?

Auf dem Weg zurück zum Hostel üben wir uns im Lesen kyrillischer Schrift und entdecken dabei das eine oder andere ресторан (also in lateinischer Schrift: restoran) und кафе (kafe). Auch Markennamen und Anglizismen, die wir in lateinischer Schrift kennen, werden hier einfach der Aussprache nach ins kyrillische übersetzt. Als wir immer wieder stehen bleiben, um Schilder in Schaufenstern und Reklametafeln zu entziffern, merken wir schnell, wie hilfreich es ist, die Schrift wenigstens ansatzweise lesen zu können.

Am nächsten Tag geht es schon weiter nach Sankt Petersburg. Schon auf dem Weg vom Bahnhof zum Hostel präsentiert sich die Stadt von ihrer besten Seite. Wir bewundern die vielen schönen Fassaden und Hauswände, die hier die Straßen säumen. Als wir dann später auch die eigentlichen Sehenswürdigkeiten besichtigen, sind wir begeistert.

Platz vor dem Eremitage

Auf dem Platz vor der Eremitage

Vor der Eremitage, also dem Gebäudekomplex, in dem früher der Kaiser und seine Familie residierten, reihen wir uns in die Schlange von Besuchern ein. Schon die Fassade zeigt uns einen prunkvollen Bau mit grün und weißen Fenstern und wir sind gespannt, dieses wichtige Gebäude von innen zu sehen. Heute ist in den Gebäuden ein Kunstmuseum untergebracht, aber als wir durch das riesige Gebäude über wertvolle Treppen, durch prächtig ausgestattete Räume und vorbei an riesigen Gemälde- und Teppichsammlungen laufen, steht das Bild der Zaren, die in diesen Räumen wie in ihrer eigenen Welt lebten, deutlich vor unseren Augen.

Lenis Arbeitszimmer ist extrem schlicht gehalten

Lenins Arbeitszimmer ist im Vergleich zur Eremitage spartanisch ausgestattet

Im Museum für Politische Geschichte lernen wir dann mehr über das Schicksal der Bauern, auf deren Schultern die schöne Welt des Adels aufgebaut war. Erst 1861, also fünfzig Jahre später als in Westeuropa, wurde hier die Leibeigenschaft dem Gesetz nach abgeschafft. In der Realität waren die Bauern aber weiterhin abhängig vom landbesitzenden Adel und die Unzufriedenheit wuchs. Der Petersburger Blutsonntag, an dem Soldaten auf unbewaffnete Demonstranten schossen und die schlechte Versorgungslage der Bevölkerung während des Ersten Weltkriegs führten schließlich zur Revolution. In dem Gebäude, in dem das Museum untergebracht ist, befand und befindet sich das Arbeitszimmer Lenins aus dieser Zeit. Die Ausstellung beschreibt anschaulich die vielen Jahre unter Stalin und schließlich das Umdenken nach seinem Tod, den Amtsantritt Gorbatschows und die Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

Unser Kopf brummt von so vielen Informationen und so lassen wir den Abend in einem kleinen Schnellrestaurant bei Borschtsch, also einer Rote-Beete Suppe, den schon erwähnten Bliny und einer Tasse Tee ausklingen. Dies ist auch unser letztes Abendessen in Russland, denn am nächsten Morgen nehmen wir Abschied und fahren weiter zur alten Hansestadt Tallinn in Estland.

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Im Reich der Mitte http://www.aus-reisen.de/2013/11/im-reich-der-mitte/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=im-reich-der-mitte http://www.aus-reisen.de/2013/11/im-reich-der-mitte/#comments Mon, 18 Nov 2013 20:50:07 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=3461 Weiterlesen »]]> Ankunft in China

Immer deutlicher zeichnen sich die Umrisse von Wolkenkratzern ab

Das Erste, was wir von China sehen, ist – nichts. Wir befinden uns gerade auf der Fährüberfahrt von Südkorea nach China und sind an Deck gegangen, um einen Blick auf die Skyline von Qingdao zu werfen. Gestern Abend sind wir in der Nähe von Seoul losgefahren und sollen an diesem Morgen in dieser Stadt, in der Sabine ein Jahr gelebt hat, ankommen. Verwundert versuchen wir in der grauen Wand vor uns, Land zu entdecken, denn wir sollen in fünfzehn Minuten ankommen und wir sehen nur Wasser um uns herum. Aber dann zeichnen sich in dem grauen Dunst immer deutlicher die Umrisse von Wolkenkratzern ab und plötzlich realisieren wir, es ist gar kein Nebel, es ist Smog! Herzlich willkommen in China.

Laoshan

Wir besteigen den Laoshan, ein beliebtes Naherholungsziel in Qingdao

In den nächsten Tagen ist die Luft schon viel besser, es riecht nicht mehr nach Kohle und Fabrikabgasen und wir trauen uns wieder, tief Luft zu holen. Wir schauen uns die Stadt an und und besteigen einen berühmten Berg, der etwas außerhalb liegt. Außerdem gehen wir einkaufen. Nach über einem Jahr auf Reisen hat sich unser Klamottenvorrat deutlich reduziert und so muss Ersatz her. Aber neue Anziehsachen zu finden, ist gar nicht leicht, denn Chinesen haben offensichtlich andere Körperproportionen als Europäer. So ist es unmöglich, für mich eine neue Jacke zu finden. Entweder passt die Jacke an den Schultern gut, dann ist sie aber viel zu breit und zu lang (Größe XXL), oder aber sie hat die richtige Länge, dann passen aber meine Schultern und Arme nicht mehr in die Jacke (Größe L). Ich wusste gar nicht, dass ich so ein Muskelpaket bin! Bei den Schuhen, werde ich aber fündig. In Deutschland trage ich normalerweise die Größe 43, hier muss ich Schuhe in Größe 46 kaufen. Dafür ist aber der Preis gesenkt, weil hier niemand solche riesigen Füße hat. Bei den Socken ist es genauso. Sabine muss sich neutral aussehende Männersocken kaufen und ich nehme wieder die größten Socken, die es gibt. Sie sind zum Glück dehnbar und so passen sie mir mehr oder weniger.

ICE in China

Die chinesische Version des ICEs

Unsere neuen Sachen verpacken wir gleich in unsere Rucksäcke, denn es geht schon wieder weiter. Wir verlassen Qingdao und fahren mit dem Zug nach Peking. Als wir am Bahnhof ankommen, gibt es eine kleine Überraschung. Am Bahnsteig steht ein ICE, besser gesagt die chinesische Variante eines deutschen ICE-Modells. Er basiert auf dem ICE der deutschen Bahn, ist aber etwas breiter. Dadurch passen fünf etwas schmalere Sitze in eine Reihe, was dann als dritte Klasse verkauft wird. Trotzdem fühlen wir uns aber wieder wie in Deutschland. Fast vergessen wir, dass wir in China sind, würden nicht arme Bauerndörfer mit 300 km/h an unserem Fenster vorbei rauschen und die Sicht immer trüber werden, je näher wir Peking kommen.

Die Luft in Peking ist katastrophal. Es herrscht die höchste Smogwarnstufe. Die ganze Stadt liegt in einem trüben Halbdunkel, da die Sonnenstrahlen nicht durch die Dunstglocke hindurch dringen können. Der feine Staub reizt unsere Nasen und Augen und wir werden von der verdreckten Luft ganz kurzatmig. Eine Zuflucht finden wir schließlich in einem etwas besseren Restaurant, in dem die Luft gefiltert wird. Froh, endlich wieder richtig durchatmen zu können, lassen wir uns ein Gericht schmecken, das nur in dieser Stadt so richtig authentisch ist: Peking Ente!

Lama-Tempel

Im Lama-Tempel zünden die Menschen Räucherstäbchen an

Nach zwei Tagen ist der Smog zum Glück verschwunden und wir können wieder unbeschwert durch die Straßen bummeln. Wir lassen uns etwas treiben und schauen uns den Lama-Tampel, also einen tibetisch-buddhistischen Tempel, an. Wir beobachten wie Räucherstäbchen in großen, mit Sand gefüllten Behälter vor sich hin rauchen und die Gläubigen davor niederknien. Wir bestaunen die goldenen Buddhastatuen und die schöne Architektur der Gebäude. So bleiben auch ein paar schöne Erinnerungen, als wir uns am nächsten Tag von diesem Land mit seinem unglaublichen Smog verabschieden.

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Südkorea http://www.aus-reisen.de/2013/11/suedkorea/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=suedkorea http://www.aus-reisen.de/2013/11/suedkorea/#comments Fri, 15 Nov 2013 00:00:46 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=3435 Weiterlesen »]]> Ein Traum in Rosa

Ein Traum in Rosa

Als wir nach vierzehn Tagen auf See zum ersten Mal an Land die Augen aufschlagen, merken wir als Erstes, dass sich unser Bett nicht mehr bewegt. Dann dringt langsam die rosarote Farbe der Wände unseres Hostelzimmers in unser Bewusstsein und schließlich wissen wir es wieder: Wir sind in Südkorea angekommen. Hier werden Hostels auch von jungen Pärchen genutzt, die einmal eine Nacht ungestört verbringen möchten. Daher sind die Zimmer im stylischen Honeymoon-Look gestrichen. Beim kostenlosen Frühstück im Hostel lernen wir noch eine weitere Eigenheit dieses Landes kennen: Sobald wir vom Treppenhaus oder von der Straße in einen Raum eintreten, müssen wir die Schuhe ausziehen. Dies ist auch in der Gemeinschaftsküche des Hostels so. Wir schlurfen in den ausgetretenen, bereitstehenden Schlappen zwischen Kühlschrank und Herd hin und her und genießen dann ein sehr westliches Frühstück, mit Toastbrot, Spiegelei und Kaffee.

In Aquarien vor den Restaurants kann man sich die Fische aussuchen, die man Essen möchte

Aus dem Aquarium frisch auf den Tisch

Unser Morgen läuft jeden Tag auf ähnliche Weise ab. Die Tage allerdings sind sehr unterschiedlich. An einem Tag spazieren wir am Strand entlang, bummeln durch die Straßen und lassen das asiatische Flair auf uns wirken. Vor den Restaurants und an Ständen stehen große Aquarien mit allerlei Meeresgetier. Da schwimmen Flundern neben Fischen mit schwarzen und weißen Streifen und am Boden räkeln sich träge Unmengen von Oktopussen. Wir haben schon gehört, dass letztere sich hier großer Beliebtheit erfreuen und sie teilweise sogar roh an Spießen serviert werden. Wir halten uns aber lieber an andere Spezialitäten, wie z.B. das Barbecue, bei dem die Speisen direkt vor unseren Augen auf dem Tischgrill in der Mitte des Tisches gebraten werden.

An einem anderen Tag tauchen wir tief ein in die Geschichte des Landes, besuchen ein Museum, entdecken das höfische Leben in einem Kaiserpalast und genießen die Aussicht von der Stadtmauer hinunter auf die vielen Hochhäuser. Wir staunen, dass viele der alten Häuser ein System haben, mit dem der Fußboden geheizt wurde. Das erklärt, warum Koreaner traditionell so viel auf dem Fußboden sitzen (z.B. beim Essen in einigen Restaurants). Auch die Betten hatten früher nur eine dünne Matte als Unterlage, durch die die Wärme des Fußbodens gut hindurch dringen konnte.

Wieder ein anderer Tag bringt uns die koreanische Kultur ein wenig näher. Wir erleben ein Live-Konzert mit Volksliedern und kostümierten Sängern, lassen uns auf einer Werbeveranstaltung untersuchen und akkupunktieren und nehmen in einem der traditionellen Häuser an einer Teezeremonie teil. Dabei steht die ruhig-ernste Atmosphäre der Teezeremonie in einem lustigen Gegensatz zu unserem Unwissen und den Versuchen der netten Frau, die die Zeremonie leitet, uns mit Händen und Füßen begreiflich zu machen, was wir tun sollen. Am Ende klappt es aber, dass wir erst am Tee riechen, bevor wir dreimal daran nippen, wir pressen Zuckerteig in ein Förmchen, um ihn danach zu essen und verabschieden uns schließlich mit einem angemessenen: “Gamsa hamnida!”, was „Danke!“ bedeutet.

Nach zwei Tagen in Pusan und drei Tagen in Seoul heißt es dann auch schon wieder Abschied nehmen von diesem kleinen, aber interessanten Land. Mit einer Fähre geht es für uns von Incheon aus in Richtung China weiter.

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Bärenstarker Abschied http://www.aus-reisen.de/2013/10/baerenstarker-abschied/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=baerenstarker-abschied http://www.aus-reisen.de/2013/10/baerenstarker-abschied/#comments Mon, 28 Oct 2013 00:00:18 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=2481 Weiterlesen »]]> Langsam nähert sich unser Aufenthalt in Kanada seinem Ende. Zehn Monate haben wir in diesem Land verbracht und viel Neues gesehen und erfahren. Wir haben die Kälte und den Schnee des Winters in Toronto, Ottawa und im Algonquin-Park beim Wintercamping ausgehalten, wir haben die Ahornsirupernte als ersten Frühlingsboten kennengelernt, wir sind im Regen und im Sonnenschein durch die Provinz Québec geradelt, wir haben die Weite des Landes im Greyhound-Bus durchquert und wir haben schließlich auch die so viel gerühmte Wildnis in British Columbia gesehen. Nur eines fehlt uns noch auf der Liste der typisch kanadischen Erlebnisse: Eine echte Bärenbegegnung

Langsam begannen wir uns zu fragen, wo den nun die ganzen Bären sind

Langsam fragen wir uns, wo denn nun die ganzen Bären sind

Seit wir in diesem Land angekommen sind, haben wir uns Gedanken gemacht. Schließlich sollen ja Bären in ganz Kanada verbreitet sein. In Toronto wussten wir uns zwar sicher aufgehoben, aber wir wollten auch in ländlicheren Gegenden Rad fahren und im Zelt schlafen. Aber auch hier wurden wir schnell beruhigt, dass Bären sich doch nur in den Wäldern im Norden aufhalten und nicht so weit in den Süden kommen. Als wir dann einmal in einem Nationalpark weiter im Norden übernachteten, war auch hier die Reaktion auf unsere Nachfrage so sorglos, dass wir uns langsam zu fragen begannen, wo denn nun eigentlich die ganzen Bären in Kanada sind.

Erst als wir nach British Columbia kamen, wurde es dann tatsächlich etwas ernster. Es gab „bärensichere“ Mülleimer, die mit einem für Bärentatzen zu komplizierten Verschlussmechanismus versehen waren, die Läden verkauften Bärenspray zur Selbstverteidigung im Notfall, im Nationalpark waren mehrere Wege wegen Bärensichtungen gesperrt und wir begegneten Wanderern mit Glöckchen am Gürtel, die die Bären vertreiben sollen, bevor man ihnen begegnet. Denn die eigentliche Gefahr, so lernten wir, besteht nicht darin, dass der Bär auf die Menschen aufmerksam wird, sondern darin, dass er von ihnen überrascht wird und sich in die Enge getrieben fühlt. Wir hatten auf unseren Wanderungen keine Glöckchen dabei, bekamen aber trotzdem keinen einzigen Bären zu Gesicht. Auch während wir mit dem Wohnwagen unterwegs waren, ist kein einziger Bär über die Straße gelaufen und auf den Zeltplätzen mit Bärenwarnung blieb des Nachts alles ruhig.

Dunkel ragen die Gipfel der benachbarten Berge aus der Wolkendecke hervor

Dunkel ragen die Gipfel der benachbarten Berge aus der Wolkendecke hervor

So ergreifen wir in den letzten Tagen, die wir in Kanada verbringen, selbst die Initiative. Um noch einen richtigen Bären von Nahem zu sehen, besuchen wir eine Pflegestation. Schon allein die Fahrt dorthin in einem Sessellift ist lohnenswert. Unten im Tal bedeckt eine dichte Wolkendecke den Himmel, die wir aber durchbrechen und so auf einmal von oben auf die Wolken blicken. Wer schon einmal in den Alpen etwas Ähnliches gesehen hat, weiß, wie herrlich es aussieht, wenn die mächtigen Gipfel der benachbarten Berge dunkel aus den von der Sonne angestrahlten Wolken ragen. Als wir aus dem Lift aussteigen, haben wir aber nur kurz Zeit, diesen Anblick zu genießen, denn schon hat uns der Wildhüter der Pflegestation entdeckt. „Wollt Ihr Boo (so heißt der Bär) von Nahem sehen? Dann kommt schnell her!“ Und tatsächlich läuft Boo gerade gemächlich am Zaun seines Geheges entlang, wo Möhren, Kartoffeln und andere Leckerbissen für ihn versteckt sind.

Boo, der Grizzly

Boo, der Grizzly

Boo ist ein Grizzlybär, dessen Mutter von Wilderern erschossen wurde, als er fünf Monate alt war. Seine Pfleger umzäunten ihm ein 22 Hektar großes Areal, in dem er sich frei bewegen und nach Nahrung suchen konnte, gaben ihm aber auch zusätzliches Futter. Er war ein interessantes Forschungsobjekt, da die Pfleger an ihm sehen konnten, was ein Bär an angeborenen Instinkten mitbringt und was er von seiner Mutter erlernt. So fing Boo an, sich für den Winter eine Höhle zu bauen, ohne dass es ihm jemand gezeigt hätte. Die ersten Versuche waren nicht bewohnbar, sodass die Pfleger ihm eine andere Höhle errichteten mussten, in der er überwintern konnte. Boo lernte aber bald dazu und so baut er inzwischen seine eigenen Höhlen. Da Boo mehrmals aus seinem Gehege ausgebrochen ist und für einige Zeit in der Wildnis überlebt hat, gehen die Pfleger davon aus, dass er einem solchen Leben gewachsen wäre. Allerdings ist er so an Menschen gewöhnt (der Pfleger steht mit dem Rücken zu ihm, als er mit uns spricht), dass er sich ihnen wohl zutraulich nähern würde, anstatt wegzulaufen. Dies würde zu gefährlichen Begegnungen führen, die alle Verantwortlichen lieber vermeiden möchten, und so verbleibt Boo in der Pflegestation.
Während dieser ganzen Erklärungen hat Boo fertig gefressen und sich auf den Weg zu einem Schlammloch gemacht, wo er genüsslich badet. Danach verschwindet er zu einem Mittagsschläfchen im Gebüsch. Wir haben genug gesehen und fahren zufrieden hinab ins Tal. Nachdem wir nun auch einem echten Bären hautnah begegnet sind, können wir Kanada getrost verlassen, ohne eine der Hauptattraktionen verpasst zu haben.

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Die Gitxsan http://www.aus-reisen.de/2013/10/gitxsan/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=gitxsan http://www.aus-reisen.de/2013/10/gitxsan/#comments Tue, 22 Oct 2013 00:00:29 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=2441 Weiterlesen »]]> Konzentriert blickt der junge Mann nach unten. Er ist mit einem Seil an dem Felsen gesichert, auf dem er steht. Um ihn herum stürzt das Flusswasser mit lautem Getöse die Felskante hinab. Er hält einen Käscher in der Hand und starrt bewegungslos auf die schäumenden Fluten. Dann eine schnelle Bewegung – und ein Fisch zappelt in dem Netz des Käschers. Er wirft ihn hinter sich, wo er zappelnd in einem Loch im Felsen verschwindet. Dann nimmt er wieder Haltung an und wartet auf den nächsten Fisch.

Auf traditionelle Weise fischen die Indianer von Moricetown den Lachs

Genau wie vor hundert Jahren fischen die Indianer von Moricetown die Lachse des gleichnamigen Flusses, wenn diese auf ihrer Wanderung zu den Laichgebieten im Quellgebiet die Wasserfälle hochspringen. In einer weit abgelegenen Gegend, rund 1000 Kilometer nördlich von Vancouver, haben die Menschen hier ihre Traditionen beibehalten können. Wir sind dem Tipp unseres Reiseführers gefolgt und beobachten nun staunend vom anderen Ufer aus, wie der junge Mann einen Lachs nach dem anderen aus dem Wasser fängt. Natürlich kaufen wir ihm auch einen ab, bevor wir weiterfahren, um uns ein Museumsdorf anzuschauen, in dem wir noch mehr über die Bewohner dieser Gegend erfahren.

Wir besuchen ein Museumsdorf der Gitxsan

Wir besuchen ein Museumsdorf der Gitxsan

Es ist ein Stamm, der sich die Gitxsan nennt, was „Das Volk vom Fluss im Dunst“ bedeutet. Sie waren Jäger, Fischer und Sammler und lebten in festen Siedlungen. Da sie erst im späten 19. Jahrhundert mit Europäern in Berührung kamen, konnten sie sich viel von ihrer ursprünglichen Kultur bewahren. Schon 1959 entstand der Vorläufer des heutigen Museums, in dem originale Alltagsgegenstände gesammelt und ausgestellt wurden. Daraus entstand dann die Idee, ein ganzes Dorf mit den traditionellen Langhäusern zu rekonstruieren, das gleichzeitig auch als kulturelles Zentrum für die heute noch lebenden Gitxsan dienen sollte. So wurde 1970 das Museumsdorf eröffnet, in dem wir jetzt von Haus zu Haus schlendern.

Im Frosch-Haus wird die frühere Lebensweise der Gitxsan dargestellt

Im Frosch-Haus wird die frühere Lebensweise der Gitxsan dargestellt

Im Frosch-Haus wird die frühere Lebensweise der Gitxsan dargestellt. In der Mitte gibt es eine Feuerstelle neben der ein großer Suppentrog steht. An den Außenwänden entlang sind typische Gegenstände ausgestellt. Besonders beeindrucken uns die großen Holzkisten, deren Außenwände komplett aus einem Brett gefertigt wurden, das zu einem Viereck gebogen wurde. Nur der Boden und der Deckel sind extra angebracht. Wir schauen uns um und staunen, dass in diesem kleinen Raum bis zu 60 Menschen zusammen den Winter verbracht haben.

Im Wolfs-Haus wurden die traditionellen Feste gefeiert

Im Wolfs-Haus wurden die traditionellen Feste gefeiert

Im Wolfs-Haus wurden die traditionellen Feste gefeiert, bei denen es auch darum ging, Geschäfte zwischen den einzelnen Siedlungen und Stämmen zu besprechen. Sie dauerten mehrere Tage bis einige Wochen und waren ein wichtiges Mittel, um Rechte und Privilegien weiterzugeben und zu festigen. Als die Feste Ende des 19. Jahrhunderts von der Regierung verboten wurden, feierten die Gitxsan sie heimlich weiter. Erst seit 1951 sind sie wieder offiziell erlaubt.
Zuletzt schauen wir uns noch das Fireweed-Haus an, in dem wertvolle Festgewänder, Insignien und Kopfbedeckungen ausgestellt sind. Mit Muscheln und Adlerfedern verziert unterstreichen sie die Bedeutung dessen, der sie trägt. Die anderen Häuser, wie z.B. das Adler-Haus, eine Werkstatt und ein Seidensiebstudio können wir nur von außen anschauen.
Vor und zwischen den Häusern stehen Totempfähle, die ein wichtiger Bestandteil des Brauchtums sind. Mit ihnen wird an wichtige Ereignisse oder Personen erinnert, sie werden bei Zeremonien als Geschenke übergeben oder als Statussymbol im eigenen Dorf aufgestellt. Einen dieser Pfähle möchten wir hier einmal vorstellen: Den Versammlungsort

Dies ist der Pfahl, der an die Eröffnung des Museumsdorfes 1970 erinnert. Der Mann mit dem Zylinder an seiner Spitze ist ein Vertreter der Regierung. Die Figuren darunter stellen die Wappen der vier Gitxsan-Clans (also Großfamilien) dar. Der Adler für den Adler-Clan, darunter ein Wolf, für den Wolfs-Clan. Der Moskito, der sich in einen Menschen verwandelt ist das Symbol des Fireweed-Clans. Der kleine Frosch, der auf der Stirn des Moskitos sitzt symbolisiert den Frosch-Clan.

Wir nehmen den gekauften Lachs aus

Wir nehmen den gekauften Lachs aus

Als wir das Museum verlassen und in Richtung Zeltplatz fahren, sind wir ganz erfüllt von den vielen interessanten Informationen und neuen Eindrücken. Aber auch der Abend hält noch ein kleines Abenteuer bereit: Wir nehmen den gekauften Lachs aus. Wir haben ihn komplett gekauft, also müssen wir ihn aufschneiden, alle Innereien, das Herz und erstaunlich viele Fischeier herausnehmen. Glitschig und blutig wie er ist, kostet das einiges an Überwindung, aber dann brutzeln die Filets lustig in der Pfanne und uns steigt der Geruch von gebratenem Lachs in die Nase. Als wir uns das Ergebnis unserer Mühen schmecken lassen, denken wir auch an den jungen Mann am Wasserfall zurück.

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Über die Indianer http://www.aus-reisen.de/2013/09/ueber-die-indianer/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=ueber-die-indianer http://www.aus-reisen.de/2013/09/ueber-die-indianer/#comments Sat, 21 Sep 2013 06:44:16 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=1229 Weiterlesen »]]> Ein schwieriges Thema sind in Kanada die indianischen Ureinwohner. Die typischen Indianerkriege wie in den USA gab es nie. Stattdessen wurde die indianische Bevölkerung schon vor dem Beginn der massiven Besiedlung durch eingeschleppte Krankheiten und Streitigkeiten zwischen den einzelnen Stämmen dezimiert. Die Zurückdrängung der Indianer war ein schleichender Prozess, der in den Museen und auf den Geschichtstafeln zu historischen Bauten, die wir besucht haben, nur selten erwähnt wird. Doch obwohl die Geschichte Kanadas mit der ersten Besiedelung durch die Europäer Ende des 16. Jahrhunderts zu beginnen scheint, gab es ein Leben davor und so begeben wir uns auf Spurensuche.

Encampment Among The Islands Of Lake Huron

Indianerlager am Lake Huron, Paul Kane um 1850, Quelle

In Ottawa werden wir im „Museum of Civilisation“ fündig. Dort wird die ganze Weltgeschichte erzählt, zu der auch die Indianer gehören. In einer riesigen Halle sind verschiedene Totempfähle aufgestellt und ein indianisches Dorf ist nachgebaut. Wir lernen, dass es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Indianerstämmen im Westen, im Norden und im Osten Kanadas gibt. Die Totempfähle wurden von den Stämmen an der Westküste geschnitzt, um an bedeutende Personen, Vorkommnisse oder Geschichten zu erinnern. Im arktischen Norden leben die Inuit (Eskimos), die es schon vor mehr als fünfhundert Jahren verstanden haben, mit Kleidung aus Seehundfellen der Kälte zu trotzen und sich mit ihren kleinen Booten durch den Walfang das Überleben zu sichern. In den großen Ebenen östlich der Rocky Mountains haben viele nomadische Stämme gelebt, die auf ihren Wanderungen die typischen Zelte, die Tipis, mitgenommen haben. Interessant ist auch die Ausstellung darüber, wie sich das Zusammenleben zwischen den Ureinwohnern und den kanadischen Siedlern entwickelt hat, wie die Indianer Reservate zum Leben zugewiesen bekommen haben, ihre Sprache und Kultur zeitweilig verboten wurde und ihre Kinder in internatartigen Schulen zu „zivilisierten“ Menschen erzogen wurden.

Heute soll es in Kanada 632 verschiedene indianische Völker geben, die alle eine andere Kultur haben. Doch wo kann man als interessierter Tourist diese Menschen und ihre Kultur kennenlernen, wenn die meisten Reservate so weit abseits liegen?

Indianerverkaufstand

An den vielen Buden gibt es alle möglichen Dinge zu kaufen.

Für uns findet die erste Begegnung neun Monate nach unserer Einreise in Kanada statt. Wir besuchen ein Powwow. Ein Powwow ist ein Fest, bei dem sich verschiedene Indianervölker und Nicht-Indianer treffen, um zusammen zu tanzen, zu singen und die alte Kultur zu pflegen bzw. kennen zu lernen. Heutige Indianer leben natürlich nicht mehr in Tipis oder anderen Behausungen, sondern in normalen Häusern und kommen mit normalen Autos angefahren. Das Powwow, zu dem wir fahren, findet in einem Indianer-Reservat 2 h südwestlich von Toronto statt. In dem Reservat leben die Six Nations of the Grand River (Sechs Nationen des großen Flusses). Es ist ein Bündnis von sechs verschiedenen Indianerstämmen (die Mohawk, Oneida, Cayuga, Seneca, Onondaga und die Tuscarora), die sich während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges mit den Briten verbündet haben. Das Powwow ist das größtes Ereignis in dem Revervat, zu dem auch Indianer aus anderen Regionen Kanadas und den USA anreisen. Im Prinzip ist es ein Volksfest mit vielen Buden, an denen Fellmützen, Mokassins, Spielzeug, Perlenschmuck, Decken mit indianischen Mustern und vieles andere verkauft wird. In der Mitte gibt es einen großen Verstanstalungsplatz, auf dem Tanz- und Singwettbewerbe ausgetragen werden. Dort versammeln wir uns mit den anderen Besuchern, um die feierliche Zeremonie mitzuerleben, mit der das Powwow eröffnet wird. Der Sprecher, der uns durch das Programm führt, stellt die verschiedenen Musikgruppen vor, die die Tänze mit ihren Trommeln begleiten werden. Eine davon, die Eastern Eagle (Adler des Ostens), sind extra von der 1800 km entfernten Atlantikküste angereist. Sie sitzen im Kreis um eine große Trommel herum und schlagen einen Rythmus, den sie mit hohen, rhythmischen Gesang begleiten. Für unsere Ohren hört sich die Musik allerdings etwas gewöhnungsbedürftig an.

Nachdem alle Musikgruppen vorgestellt sind, spricht einer der Häuptlinge ein Gebet und dann ziehen tanzend viele wunderschön gekleidete Tänzer zu der Musik ein. Zusammen mit ihnen marschieren auch einige Kriegsveteranen der Stämme, die so für ihre Leistungen im Krieg geehrt werden. Die ganze Veranstaltung dauert ca. 1 Stunde, in der wir uns an der Farbenpracht der Kleider und den Tanzbewegungen kaum satt sehen können.

Als wir den Platz wieder verlassen kaufen wir uns noch einen Maisfladen, der hier als typisches Essen angeboten wird und freuen uns, dass wir diesen oft vernachlässigten Teil der kanadischen Kultur erleben konnten.

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Québec http://www.aus-reisen.de/2013/09/quebec/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=quebec http://www.aus-reisen.de/2013/09/quebec/#comments Mon, 02 Sep 2013 04:38:59 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=1291 Weiterlesen »]]> Kurz nach unserer Ankunft auf der Farm gab es gleich einen Tag frei, weil die Provinz Québec ihren Nationalfeiertag feierte. – Eine Provinz mit einem Nationalfeiertag? – Richtig! Québec ist, neben der kanadischen, die einzige anerkannte Nation innerhalb Kanadas. Also heißen hier die Naturschutzgebiete nicht “Provinzpark”, sondern “Nationalpark” und es gibt einen Nationalfeiertag, an dem Schulen und Behörden geschlossen sind, Volksfeste in den Dörfern veranstaltet werden und abends um ein großes Feuer getanzt und getrunken wird.

Ohne Kommentar

Festwimpel mit der französischen Lilie als Symbol für Québec

Fast zwei Monate halten wir uns insgesamt in Québec auf. Außerhalb von Montréal erleben wir bald, dass hier nicht nur “auch” Französisch gesprochen wird, sondern ausschließlich Französisch. Auf dem Land können die meisten Leute kaum Englisch und selbst die jungen Leute verstehen zwar meistens Englisch, aber sie können es nicht sprechen. So habe ich dann eine Gelegenheit, mein Französisch anzuwenden. Allerdings ist der québecische Dialekt so verschieden, dass selbst ein Québecer uns erzählt, dass Franzosen versucht haben, mit ihm auf Englisch zu kommunizieren, weil sie sein Französisch nicht als solches erkannt haben. Für mich heißt das, dass ich den Leuten erzähle, was ich möchte und deren Antwort freundlich nickend hinnehme, ohne sie ganz zu verstehen.

Eine schöne Steinkirche - welche eine Seltenheit in Kanada!

Eine schöne Steinkirche – welch eine Seltenheit in Kanada!

Als wir entlang des Sankt-Lorenz-Stroms, der den Ontariosee mit dem Atlantik verbindet, von Québec City aus nach Montreal zurück radeln merken wir, dass auch die Ortschaften entlang des Flusses sich deutlich von denen im restlichen Teil Kanadas unterscheiden. Nicht ein Supermarkt und Einkaufsläden sind der Mittelpunkt des Ortes, sondern eine richtige Dorfkirche. Die Kirche und auch einige der umliegenden Häuser sind aus Stein gebaut, was in Nordamerika schon eine Seltenheit ist. Wir vermuten den Grund hierfür darin, dass sie deutlich früher gebaut wurden, da das Land von Québec City aus in Richtung Westen besiedelt wurde.

Auch Québec City überrascht uns. Sie ist eine der ältesten Städte Nordamerikas und die einzige, die von einer richtigen Stadtmauer umgeben ist. Diese schützte sie vor Angriffen der Engländer und später auch der Amerikaner. Als wir die Altstadt betreten fühlen wir uns nach Europa zurück versetzt. Alte Steinhäuser flankieren die sonnenbeschienenen Plätze und engen Gassen. Straßenmusikanten spielen traditionelle Volksmusik. Einfach herrlich, nach 9 Monaten Kanada wieder einmal eine europäisch anmutende Idylle genießen zu können!

Bei der Besichtigung einer anglikanischen Kirche in der Stadt Trois Rivières bekommen wir auch einen Einblick in das Verhältnis zwischen der französischstämmigen und der englischstämmigen Bevölkerung. Unser Guide erklärt uns, dass die Kirche bis zu der Eroberung Québecs durch die Engländer katholisch war. Unter englischer Verwaltung wurde sie als Gerichtssaal umfunktioniert und es wurde dort eine offizielle Zeremonie veranstaltet, bei der die québecische Flagge abgegeben wurde. Viele Québecer hadern bis heute mit ihrem Status als Minderheit in einem englisch-dominierten Staat. In den letzten 30 Jahren gab es zwei Volksabstimmungen zur Frage der Unabhängigkeit Québecs, die jedes Mal nur knapp abgelehnt wurden (das letzte Mal 1995 mit 50,58% zu 49,42%). Viele Québecer sehen sich aber genauso als Kanadier wie als Québecer und so bleibt Québec bis heute eine Provinz mit besonderem Flair.

Wir genießen unseren freien Tag und gehen natürlich auch auf eines der Feste. Als eine regionale Musikergruppe anfängt zu spielen, stellt einer der Sänger erst ein mal klar: „Heute ist UNSER Tag! Das ist UNSER Fest! Wir sprechen FRANZÖSISCH. Wir sind QUÉBEC!“. Als zwei Wochen später der Rest von Kanada den kanadischen Nationalfeiertag begeht müssen wir leider arbeiten.

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Tim Hortons http://www.aus-reisen.de/2013/05/tim-hortons/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=tim-hortons http://www.aus-reisen.de/2013/05/tim-hortons/#comments Fri, 10 May 2013 02:11:39 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=952 Weiterlesen »]]> Heute wollen wir etwas ganz Besonderes vorstellen. Etwas, das uns völlig unbekannt war, bevor wir nach Kanada gekommen sind, hier aber so zum Alltag gehört wie in Deutschland die Pommesbude: Tim Hortons. Der Name an sich ist noch nicht sehr aussagekräftig. Deshalb haben wir auch fast zwei Monate gebraucht, bis wir das rote Logo, das einem quasi an jeder Ecke entgegenleuchtet, ernst genommen haben. Zuerst sind uns die Leute mit Tim Hortons-Papp-Kaffeebechern in der Hand aufgefallen. Sie saßen damit in der U-Bahn, spazierten mit ihnen die Straße entlang, gingen damit einkaufen und fuhren mit ihnen Auto. Als uns dann unser indischer Freund ständig zu Tim Hortons in der Tankstelle um die Ecke eingelud, die gute Qualität des Kaffees dort anpries, der Priester in seiner Predigt Vergleiche mit Tim Hortons anstellte und bei mir auch auf Arbeit die Leute früh morgens mit einem Tim Hortons-Papp-Kaffeebecher ankamen, begannen wir, diese Restaurantkette ernst zu nehmen.


Es handelt sich schlicht um die am weitesten verbreitete Kaffee-Donut-Schnellrestaurantkette in Kanada. An jeder Straßenecke befindet sich so ein Restaurant. Den Kanadiern ist diese Kette so wichtig, dass sie sogar eine Tim Hortons-Filiale mit ihren Truppen nach Afghanistan geschickt haben (2006 – 2011 Militärstützpunkt in Kandahar).

Tim Hortons Becher

Tim Hortons-Papp-Kaffeebecher

Als wir das erste mal einen Pappbecher-Kaffee trinken wollen, sind wir erst einmal mit dem Angebot überfordert. Neben dem normalen Kaffee, Espresso und Cappuccino gibt es zahlreiche andere Kaffee-Sorten und allerlei verschiedene Donuts. Natürlich geben uns die Mitarbeiter nicht besonders viel Zeit, erst einmal das Angebot zu studieren, sondern wollen gleich mit der Bestellung loslegen. So entscheide ich mich für einen Kaffeemokka, weil der eine schöne Sahnekrone mit Schokoladestreifen hat, denke ich. Nach dem ersten Schluck merke ich aber, dass es keine Sahnekrone ist, sondern eher eine Art Schlagkreme mit richtig viel Zucker drin. Der Kaffee selber ist ein Kaffee-Schokoladen-Zucker-Heißgetränk. Da ich etwas ganz anderes erwartet habe, bin ich erst einmal enttäuscht. Sabine geht es mit ihrem Kaffee-Machiato-Zucker-Heißgetränk ähnlich. Nach und nach haben wir uns aber an den Geschmack und vor allem den Zuckergehalt gewöhnt und finden so langsam gefallen an Tim Hortons. Was gibt es Besseres nach einer aufregenden aber auch anstrengenden Hundeschlittenfahrt oder Fahrradtour, als sich einen richtigen Zuckerschock gelöst in Kaffee zu verabreichen. Dazu ein Donut (vergleichbar mit Pfannkuchen, Berliner) und ein Sandwich und schon ist jeder Hunger gestillt.

Inzwischen gehen wir zwar nicht regelmäßig, aber immer, wenn es sich anbietet, zu Tim Hortons. Eine Sache, an die wir uns aber immer noch nicht gewöhnt haben, ist der Müll. In allen Schnellrestaurant wird ausschließlich Wegwerfgeschirr verwendet, auch wenn man das Essen oder das Getränk im Restaurant verspeisen möchte.

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Süßes Wasser http://www.aus-reisen.de/2013/04/suses-wasser/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=suses-wasser http://www.aus-reisen.de/2013/04/suses-wasser/#comments Thu, 04 Apr 2013 00:00:04 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=828 Weiterlesen »]]> Was tut ein kanadischer Farmer an einem frostigen Märztag, an dem sich noch kein Grün auf den Feldern zeigen will und im Wald die kahlen Bäume ihre Zweige in den eisig blauen Himmel strecken? Er steht noch im Morgengrauen auf, bewaffnet sich mit meterlangen, dünnen Plasitkschläuchen und spannt diese zwischen den Bäumen in seinem Wald auf. Nachdem er so ein ganzes Netz von Schläuchen geschaffen hat, geht er in seine Holzhütte im Tal, zündet ein Feuer an und wartet.

Schläuche an den Bäumen

Ein Netz von Schläuchen

Wenn dann der Morgen zu dämmern beginnt und die Märzsonne ihre schon recht kräftigen Strahlen auf die bewaldeten Hänge wirft, dann dauert es nicht mehr allzu lange, bis sich am Ende des Schlauchs, das der Farmer in seiner Hütte gut im Blick hat, ein glitzernder Tropfen bildet. Die glasklare Flüssigkeit tropft in einen großen Container, der sich langsam füllt. Wasserdampf steigt über einer länglichen Wanne auf und der Farmer rührt gelegentlich um. Vier Stunden dauert es, dann hält er das Produkt seiner Arbeit in Händen. Die glasklare Flüssigkeit hat auf ihrem Weg durch ein System von Kammern einiges an Wasser verdampft und ist zu einem goldgelben, zähen Saft geworden.

Modern Sirupkochen

Was hier als Ahornsaft hineinfließt, kommt als Sirup heraus

So ähnlich spielt sie sich wohl ab, die Ahornsirupernte, die jedes Jahr von Anfang März bis Anfang April, hunderte von Leckermäulern in die Wälder lockt. Auch wir besuchen an einem Samstag ein sogenanntes Ahorn-Sirup-Festival. Es findet am Rande von Toronto, tief im Wald eines Naturschutzgebietes statt. So tief, dass wir schon denken, dass wir irgendwie falsch gefahren sind, aber wir sind nicht die einzigen Autos, die dort unterwegs sind und so erreichen wir schließlich einen großen Parkplatz, der schon gut gefüllt ist. In der Eingangshalle des Informationsgebäudes duftet es schon verlockend nach Pfannkuchen, aber wir sind ja hier, um etwas zu lernen und so brechen wir erst einmal auf, um den etwa 1 km langen Erlebnispfad zu inspizieren.

Viele Auffangeimer

So wurde der Saft früher gesammelt

Auffangeimer

Auffangeimer mit “Zapfhahn”

Wir sind kaum ein paar Schritte gelaufen, da fallen uns schon merkwürdige Blechkanister an den Bäumen auf. Hierin haben die ersten Siedler, die in Kanada heimisch geworden sind, den Ahornsaft eingesammelt, der einfach aus den Bäumen herausfließt, wenn man sie anbohrt. Dieser Saft ist durchsichtig und besteht zum größten Teil aus Wasser. Er enthält nur zwei bis drei Prozent Zucker und hat noch einen langen Weg vor sich, bevor er als Ahornsirup mit einem gesetzlich vorgeschriebenen Zuckergehalt von 66% verkauft werden kann.

Sirupkochen

Bald hat der Saft die richtige Konsistenz

Wir kommen an eine Stelle an der zwei Frauen an drei großen, dampfenden Kesseln stehen und den Saft, der in großen Fässern gesammelt wird, über dem Feuer langsam zu Sirup verkochen Sie erklären uns, dass die Siedler nicht nur Sirup herstellten, sonder ihn auch zu Zucker weiter verarbeiteten, da dieser sich sehr viel länger lagern lässt. Am Ende dürfen wir sogar den Saft probieren, der wie gesüßtes Wasser schmeckt und dann auch den Ahornsirup. Hhmmm!

Und unser Farmer? Der gewinnt seinen Sirup nach der modernen Methode, die weitaus energieeffizienter und weniger aufwändig ist. Das Endprodukt ist jedoch das gleiche und so kann er sich am Abend auf einen ganzen Berg an Pfannkuchen mit frisch geernteten Ahornsirup freuen.

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Bunte Eier http://www.aus-reisen.de/2013/03/bunte-eier/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=bunte-eier http://www.aus-reisen.de/2013/03/bunte-eier/#comments Sun, 31 Mar 2013 22:00:10 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=840 Weiterlesen »]]> Ostern rückt immer näher und uns drängt sich die Frage auf, wie wir eigentlich Ostern feiern wollen. Wie in Deutschland mit Ostereiern, Osterhasen und viel Schokolade, oder wie in Kanada, nämlich gar nicht. So wie uns es hier vorkommt, gibt es keine große Ostertradition in Toronto. Oder es liegt hier an der Gegend, in der wir leben. Wir leben im Norden Torontos in einem Stadtviertel, das größtenteils von Immigranten aus dem asiatischen Raum, also z.B. Chinesen, Indern oder Philippinern bewohnt ist. So entdecken wir zwar auch ein paar Osterhasen im Supermarkt, aber die scheinen sich nicht besonders gut zu verkaufen. Auch Ostereier sind recht unbekannt. Keine geschmückten Sträucher in den Vorgärten, keine kitschigen Dekorationen in den Läden und auch sonst wenig österliche Stimmung. So entscheiden wir uns Eiermalfarbe aus Deutschland kommen zu lassen und selber kreativ zu werden. Am Donnerstag vor Ostern kaufen wir weiße Eier im Supermarkt, die anderes als in Deutschland nicht ausverkauft sind und bestimmen den Karfreitag, der hier „Good Friday“ genannt wird, als Eiermaltag. Lustigerweise weiß niemand genau, warum „Good Friday“ also „Guter Freitag“ so heißt, wie er heißt.

Eier bemalen

Volle Konzentration

Am Karfreitag bereiten wir in der Küche alles vor: Eier ausblasen, Eier kochen und Malutensilien bereitstellen. Wir haben einen indischen Freund eingeladen, der ganz interessiert alles verfolgt. Als wir anfangen, die Eier zu bemalen, fragt unser iranischer Mitbewohner ganz verwundert, was wir denn da machen. Denn er kenne bunte Eier nur aus dem Iran, wo sie anlässlich des zur gleichen Jahreszeit stattfindenden Neujahrsfestes bemalt werden. So brauchen wir ihn nicht lange überreden und dann sitzen zwei Deutsche (wir) ein Inder und ein Perser zusammen in der Küche und bemalen die Eier. Unser indischer Freund versucht sich an typischen Südindischen-Tamilschen-Symbolen, unser iranischer Freund mit persischen Mustern und wir mit den Mustern, die wir aus Deutschland kennen. Nebenbei erklären wir den beiden anderen, der eine Muslim und der andere Hindu, was Ostern eigentlich bedeutet. Nach zwei Stunden sind alle Eier verziert und hängen an einem kahlen Osterstrauß, der leider noch keine Blätter trägt, da wir die Zweige erst einen Tag zuvor aus einem Park geholt haben.

Eier bemalen 2

Interkulturelle Eiermalrunde

Am Samstag Abend gehen wir in die katholische Kirche, um Ostern richtig einzuläuten. Interessanterweise haben die Kirchen, die wir bisher kennengelernt haben, keine Glockentürme oder Orgeln. Der Gottesdienst beginnt normalerweise mit einer Ansage, dass der Gottesdienst nun beginnt und dann setzt die Musikgruppe zum Eingangslied ein. Heute kommen zu dem üblichen Klavier, der Geige und der Gitarre, noch eine Querflöte, eine zweite Gitarre und eine Bassgitarre hinzu. Der Gottesdienst beginnt damit, dass die Osterkerze vor der Kirche an einem kleinen Osterfeuer angezündet wird. Damit es auch die Gemeinde in der Kirche sehen kann, wird die ganze Szenerie über die fest installierten Leinwände mit einer Kamera übertragen. Damit der Ton auch stimmt, sind alle Priester mit Funkmikrophonen ausgestattet. Nachdem die Kerze entzündet ist, wird sie feierlich in die ganz in weiß geschmückte Kirche getragen. Es werden fünf Lesungen vorgelesen, von der Erschaffung der Erde bis hin zur Ankündigung von Jesus als Messiahs und dann ist Ostern. Um das zu feiern, setzt die Musikgruppe ein und jeder in der Gemeinde packt kleine Glöckchen aus, um kräftig mitzuläuten. Es ist ein riesiger Krach und es ist interessant zu beobachten, dass selbst die Priester sich wie kleine Kinder freuen und läuten, was das Zeug hält. Im Anschluss werden zwölf neue Gemeindemitglieder getauft und dann mit tosenden Applaus willkommen geheißen. Ein anderes Highlight der Ostermesse ist die Segnung der Gemeinde mit Weihwasser. Es wird in Salatschüsseln durch die Gänge getragen und die Priester spritzen es mit großen belaubten Zweigen und einem riesigen Lächeln im Gesicht großzügig auf die Gläubigen. Insgesamt dauert der Ostergottesdienst an die drei Stunden.

Ostertisch

Ostertisch im fernen Kanada

So genießen wir Ostern mit international bunt gestalteten Eiern und mit einem etwas anderen Gottesdienst.

Wir wünschen allen Lesern im fernen Deutschland frohe und gesegnete Osterfeiertage!

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