Albrecht und Sabine reisen » Sabine http://www.aus-reisen.de Ohne Flugzeug nach Kanada und um die Welt Tue, 24 Dec 2013 10:36:56 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.9.1 Heimfahrt http://www.aus-reisen.de/2013/12/heimfahrt/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=heimfahrt http://www.aus-reisen.de/2013/12/heimfahrt/#comments Mon, 23 Dec 2013 20:32:52 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=3608 Weiterlesen »]]> Ein letztes Mal klingelt unser Wecker in aller Frühe, um uns für den allerletzten Tag unserer Reise zu wecken. Von Kopenhagen ist es nur noch eine Tagesreise bis zu meiner Heimatstadt Brilon und wir sind schon gespannt darauf, wie Deutschland nach so vielen Monaten auf uns wirkt.

07:44 Uhr sollte unser ICE in Kopenhagen abfahren, jetzt wird 09:01 Uhr angezeigt.

Um 07:44 Uhr sollte unser ICE in Kopenhagen abfahren, jetzt wird er für 09:01 Uhr erwartet.

Erst einmal stehen wir jedoch anderthalb Stunden in der Kälte auf dem Kopenhagener Hauptbahnhof, weil unser ICE Verspätung hat. Zitat Lautsprecherdurchsage: “Ich kann zu diesem Zeitpunkt nicht sagen, wann der Zug kommt. Es gibt einen Defekt.” Wenig später kommt dann die Durchsage, dass “Techniker an dem Defekt arbeiten”. Die Anzeige für die Ankunftszeit des Zuges springt im Viertelstundentakt hoch und unsere Füße werden langsam immer kälter. Schließlich kommt unser Zug aber doch noch und so steigen wir erleichtert ein.

Etwa eine Stunde fahren wir durch flache Felder mit Wintergetreide und spärlich belaubten Bäumen. Noch sind wir in Dänemark, aber bald wird der gesamte Zug auf eine Fähre fahren, die uns dann auf die deutsche Ostseeinsel Fehmarn übersetzen soll. Allerdings fährt unser Zug heute nicht auf die Fähre, wie wir kurze Zeit später über eine Durchsage im Zug erfahren. Stattdessen warten wir im letzten Bahnhof vor der Fähre eine halbe Stunde auf den nachfolgenden ICE, in den wir dann alle umsteigen. Jetzt haben wir schon zwei Stunden Verspätung.

Der ICE steht im Bauch der Fähre von Dänemark nach Deutschland

Der ICE steht im Bauch der Fähre von Dänemark nach Deutschland

Langsam rollt unser Zug auf die Fähre und dann verlassen wir Dänemark. Nur vierzig Minuten dauert es, dann erreichen wir Fehmarn. Die Luke auf der anderen Seite der Fähre geht auf und wir rollen langsam weiter in Richtung Brilon. Allerdings nicht lange. Kaum dass er die Fähre verlassen hat, stoppt der Zug auch schon wieder und wir stehen ein weiteres Mal auf den Schienen herum. Nach einer Durchsage, dass der Bordcomputer Probleme macht, wird der Zug komplett herunter gefahren und neu gestartet. Das scheint den Fehler zu beheben und so geht unsere Fahrt mit zweieinhalb Stunden Verspätung weiter.

Jetzt sind wir also wieder in Deutschland und wir müssen uns erst einmal daran gewöhnen, dass alle Menschen um uns herum Deutsch sprechen. Der Kaffeeverkäufer, unsere Mitreisenden und natürlich auch der Schaffner. Zum Glück fragt Letzterer gleich nach den Fahrkarten, sodass wir gar nicht erst in Versuchung kommen, ihn auf Englisch anzusprechen. Als wir schließlich am Hamburger Hauptbahnhof ankommen, gebe ich dann zum ersten Mal seit langer Zeit wieder eine Bestellung auf Deutsch auf und es hört sich für mich ganz fremd an.

Nach 399 Tagen auf Reise und 48.341 km kommen wir wieder zu Hause an

Nach 399 Tagen auf Reise und 48.341 km kommen wir wieder zu Hause an

Von Hamburg geht es weiter mit einem ICE nach Kassel. Auch dieser Zug hat so seine Probleme mit dem Losfahren. Eine Tür geht nicht zu und der Lokführer muss erst ganz an das Ende des Zuges laufen, um sie per Hand zuzuschließen. Bis er wieder nach vorne gelaufen ist und losfahren kann, haben wir die nächste Viertelstunde Verspätung. Das wäre nun eigentlich nicht so schlimm, aber als wir in Kassel ankommen, ist der Anschlusszug schon abgefahren. Am Informationsschalter erfahren wir dann, dass die nächste Verbindung nach Brilon erst in zwei Stunden fährt. Und das so kurz vor dem Ziel! Zum Glück fährt eine halbe Stunde später ein anderer Zug nach Korbach, einer Stadt in der Nähe von Brilon. Von dort holen uns unsere Eltern mit dem Auto ab. Alles in allem kommen wir vier Stunden später an, als geplant.

Wir werden natürlich herzlich begrüßt und sind froh, endlich angekommen zu sein. Deutschland wirkt eigentlich nicht so anders, als Schweden oder Dänemark, aber es ist schön, wieder die bekannten Gesichter zu sehen und in eine vertraute Umgebung zurückzukehren. Die größte Überraschung erwartet uns aber, als wir nach einem langen Abend mit vielen Gesprächen schließlich in unser Zimmer gehen. Ein riesiger Präsentkorb steht dort auf dem Tisch, mit all den Dingen, die wir so lange nicht genießen konnten: Ein Glas Gurken, eine Packung Fleischsalat, Gummibärchen, Leipziger Lerchen und noch vieles mehr.

Was für ein willkommens Geschenk. Ein Präsentkorb mit all den Dingen, die wir auf der Reise vermisst haben.

Was für ein Willkommensgeschenk. Ein Präsentkorb mit all den Dingen, die wir auf der Reise vermisst haben.

Nach 399 Tagen und 48.341 km haben wir unsere Reise am 15. November 2013 beendet. Dies ist nun auch der letzte Artikel darüber auf unserem Blog. Wir hoffen es hat Euch gefallen, unsere Abenteuer mitzuverfolgen und danken allen unseren Lesern für die vielen Kommentare, guten Wünsche und Grüße. Wir wünschen Euch frohe und besinnliche Weihnachtsfeiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

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Nordische Metropolen http://www.aus-reisen.de/2013/12/nordische-metropolen/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=nordische-metropolen http://www.aus-reisen.de/2013/12/nordische-metropolen/#comments Sun, 15 Dec 2013 21:02:33 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=3584 Weiterlesen »]]> Die Altstadt von Tallinn

Die Altstadt von Tallinn

Den Abschluss unserer Weltreise bilden die nordeuropäischen Hauptstädte rund um die Ostsee. Unseren ersten Stopp legen wir in Tallinn ein, der Hauptstadt von Estland. Sie entpuppt sich als eine beschauliche, mittelalterliche Hansestadt, in der die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Zwischen altertümlichen Häusern mit Treppenfassaden und Kalksteinwänden bummeln wir durch die verschlungenen Gassen. Immer wieder treffen wir auf Buden, an denen Verkäufer in mittelalterlichen Kostümen stehen und Süßigkeiten oder Andenken verkaufen. Dazwischen bieten Andenkenläden in großen Auslagen Schmuckstücke aus Bernstein an. Entlang der gut erhaltenen Stadtmauer mit ihren Wehrtürmen gehen wir hinauf in die Oberstadt. Dort befindet sich das alte Königsschloss, das heute Sitz der estnischen Regierung ist. Gleich gegenüber steht eine russisch-orthodoxe Kirche, die an den russischen Einfluss in diesem Land erinnert, das immer wieder Austragungsort von Grenzstreitigkeiten europäischer Großmächte wie Schweden, Dänemark, Deutschland und Russland war.

Nach anderthalb Tagen verabschieden wir uns von Tallinn und besteigen eine Fähre, die uns nach Helsinki bringt. Hier legen wir nur einen kurzen Zwischenstopp ein. Wir kommen am späten Vormittag an, bummeln an der russisch-orthodoxen Uspenski-Kathedrale vorbei zum Südhafen und von dort weiter zum evangelisch-lutherischen Dom. An der Vielfalt der Religionen zeigt sich die Geschichte des Landes, die vom Kampf zwischen Russland und Schweden um die Vorherrschaft in diesem Teil Europas geprägt ist. Auch heute noch ist Schwedisch eine der offiziellen Amtssprachen in Finnland, und es gibt eine Minderheit, deren Muttersprache Schwedisch ist. Da Finnisch und Schwedisch aber sehr verschieden sind, läuft die Verständigung zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen in der Regel auf Englisch ab. Für uns ist das nur vorteilhaft, denn so kommen wir, auch ohne Finnisch oder Schwedisch zu sprechen, wunderbar zurecht. Wir bummeln noch ein bisschen weiter durch die nicht allzu belebten Straßen und kehren dann zum Fähranleger zurück. Mit der Nachtfähre geht es weiter nach Stockholm.

Nachmittagsspaziergang in Stockholm

Nachmittagsspaziergang in Stockholm

Für Stockholm nehmen wir uns wieder etwas mehr Zeit. Auch hier gibt es eine mittelalterliche Altstadt zu entdecken, und wir genießen einfach das Flair in den vielen kleinen Gässchen inmitten der bunten Häuschen. Ein weiteres Highlight ist das Nobelmuseum mit Beschreibungen verschiedener Nobelpreisträger. Am nächsten Tag schauen wir uns noch den Königspalast und die Wachablösung an. Danach laufen wir am Wasser entlang und betrachten die vielen Segelboote, die hier vor Anker liegen.

Unser letzter Stopp auf unserer Reise heißt Kopenhagen. Hier verbringen wir nur einen Abend, nehmen uns aber fest vor, einmal wieder zu kommen. Denn auch diese Stadt macht mit einer netten Altstadt und vielen Fahrradwegen einen sehr einladenden Eindruck.

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Russland http://www.aus-reisen.de/2013/12/russland/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=russland http://www.aus-reisen.de/2013/12/russland/#comments Thu, 05 Dec 2013 21:48:54 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=3565 Weiterlesen »]]> Moskau begrüßt uns mit grauem Himmel und feuchtem Nieselregen. Wir lassen uns davon jedoch nicht abschrecken und ziehen los, um die Geheimnisse dieser geschichtsträchtigen Metropole zu ergründen.

Wir sind beeindruckt von der Schönheit des Roten Platzes

Der Rote Platz ist schön und beeindruckend zugleich

Als erstes steht natürlich der Rote Platz auf dem Plan. Er ist kleiner, als wir es uns vorgestellt hatten, aber beeindruckt uns mit der schönen Basiliuskathedrale und der hohen Mauer, die um den Kreml gezogen ist. Als erstes schauen wir uns Lenin in seinem Mausoleum an. Er selbst hat sich zwar ausdrücklich gegen die Entstehung eines Personenkultes ausgesprochen, aber Stalin ignorierte diesen Wunsch und ließ ihn nach seinem Tod einbalsamieren. Seitdem ist die Leiche Lenins in einem Glassarg ausgestellt. Bleich und starr liegt er im Licht der auf ihn gerichteten Scheinwerfer, während die Besucher durch den ansonsten dunklen Raum langsam an ihm vorbei laufen. Es ist schon ein komisches Gefühl, eine so alte Leiche zu betrachten und zu wissen, dass dieser Mann, als er noch lebte, ein ganzes Land durch Revolution und Bürgerkrieg geführt hat.

Die Kremlmauern sind sehr hoch, um Vordergrund sieht man das Grab des unbekannten Soldaten

Vor den Mauern des Kreml stehen Wachposten am Grabmal des Unbekannten Soldaten

Als nächstes wollen wir den Kreml besichtigen. Wir laufen die große Mauer entlang, vorbei am Grabmal des unbekannten Soldaten, vor dem eine Ehrenwache steht. Als wir schließlich an den Eingang kommen und die langen Schlangen von Besuchern sehen, die langsam vom Nieselregen durchnässt werden, entscheiden wir uns kurzerhand um und betrachten die Palastmauern nur von außen. Wir spazieren noch hinunter zur Moskwa und besuchen eine russisch-orthodoxe Kirche mit ihren vielen Ikonen und Kerzen. Leider merken wir auf dem Rückweg, dass der rote Platz am Nachmittag wegen einer Veranstaltung gesperrt ist. Wir laufen also einen Riesenumweg um sämtliche Absperrungen herum, um am Ende durchnässt und durchgefroren in ein Café zu flüchten. Dort tauen wir dann bei heißer Schokolade und Bliny, also den hier üblichen Eierkuchen, wieder auf.

Um welche Restaurant-Kette handelt es sich?

Buchstabenrätsel: Um welche Restaurant-Kette handelt es sich?

Auf dem Weg zurück zum Hostel üben wir uns im Lesen kyrillischer Schrift und entdecken dabei das eine oder andere ресторан (also in lateinischer Schrift: restoran) und кафе (kafe). Auch Markennamen und Anglizismen, die wir in lateinischer Schrift kennen, werden hier einfach der Aussprache nach ins kyrillische übersetzt. Als wir immer wieder stehen bleiben, um Schilder in Schaufenstern und Reklametafeln zu entziffern, merken wir schnell, wie hilfreich es ist, die Schrift wenigstens ansatzweise lesen zu können.

Am nächsten Tag geht es schon weiter nach Sankt Petersburg. Schon auf dem Weg vom Bahnhof zum Hostel präsentiert sich die Stadt von ihrer besten Seite. Wir bewundern die vielen schönen Fassaden und Hauswände, die hier die Straßen säumen. Als wir dann später auch die eigentlichen Sehenswürdigkeiten besichtigen, sind wir begeistert.

Platz vor dem Eremitage

Auf dem Platz vor der Eremitage

Vor der Eremitage, also dem Gebäudekomplex, in dem früher der Kaiser und seine Familie residierten, reihen wir uns in die Schlange von Besuchern ein. Schon die Fassade zeigt uns einen prunkvollen Bau mit grün und weißen Fenstern und wir sind gespannt, dieses wichtige Gebäude von innen zu sehen. Heute ist in den Gebäuden ein Kunstmuseum untergebracht, aber als wir durch das riesige Gebäude über wertvolle Treppen, durch prächtig ausgestattete Räume und vorbei an riesigen Gemälde- und Teppichsammlungen laufen, steht das Bild der Zaren, die in diesen Räumen wie in ihrer eigenen Welt lebten, deutlich vor unseren Augen.

Lenis Arbeitszimmer ist extrem schlicht gehalten

Lenins Arbeitszimmer ist im Vergleich zur Eremitage spartanisch ausgestattet

Im Museum für Politische Geschichte lernen wir dann mehr über das Schicksal der Bauern, auf deren Schultern die schöne Welt des Adels aufgebaut war. Erst 1861, also fünfzig Jahre später als in Westeuropa, wurde hier die Leibeigenschaft dem Gesetz nach abgeschafft. In der Realität waren die Bauern aber weiterhin abhängig vom landbesitzenden Adel und die Unzufriedenheit wuchs. Der Petersburger Blutsonntag, an dem Soldaten auf unbewaffnete Demonstranten schossen und die schlechte Versorgungslage der Bevölkerung während des Ersten Weltkriegs führten schließlich zur Revolution. In dem Gebäude, in dem das Museum untergebracht ist, befand und befindet sich das Arbeitszimmer Lenins aus dieser Zeit. Die Ausstellung beschreibt anschaulich die vielen Jahre unter Stalin und schließlich das Umdenken nach seinem Tod, den Amtsantritt Gorbatschows und die Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

Unser Kopf brummt von so vielen Informationen und so lassen wir den Abend in einem kleinen Schnellrestaurant bei Borschtsch, also einer Rote-Beete Suppe, den schon erwähnten Bliny und einer Tasse Tee ausklingen. Dies ist auch unser letztes Abendessen in Russland, denn am nächsten Morgen nehmen wir Abschied und fahren weiter zur alten Hansestadt Tallinn in Estland.

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Von Peking nach Moskau – Teil 4 http://www.aus-reisen.de/2013/11/von-peking-nach-moskau-teil-4/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=von-peking-nach-moskau-teil-4 http://www.aus-reisen.de/2013/11/von-peking-nach-moskau-teil-4/#comments Sat, 30 Nov 2013 18:06:40 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=3528 Weiterlesen »]]> Wir fahren durch endlose Birkenwälder

Stundenlang fahren wir durch endlose Birkenwälder

Es ist der vorletzte Tag unserer Reise mit der transsibirischen Eisenbahn. Inzwischen haben wir uns an die tägliche Routine gewöhnt. Aufwachen im Zug, Waschen in der engen Waschzelle mit einem tröpfelnden Duschkopf, der am Waschbecken hängt, Frühstück im Abteil und dann aus dem Fenster schauen. Mittags gibt es Instant-Nudeln mit heißem Wasser aus dem Samowar und für einen kleinen Snack am Abend gehen wir ins Bordrestaurant. Auch an diesem Morgen öffnen wir wie gewohnt die Jalousie von unserem Abteilfenster und blicken auf – Überraschung! – Birken. Seit wir den Baikalsee passiert haben, fahren wir durch flaches Grasland und nicht enden wollende Birkenwälder. Auch heute Nacht hat sich die Landschaft kein bisschen geändert.

Auf vielen russischen Bahnhöfen gibt es kleine Kioske bei deinen man das wichtigste Kaufen kann

Auf vielen russischen Bahnhöfen gibt es kleine Kioske, an denen man das Wichtigste einkaufen kann

Langsam fangen wir an, uns zu langweilen und so finden wir in unserem Russland-Reiseführer und besonders in dem darin enthaltenen russischen Wörterbuch eine willkommene und nützliche Abwechslung. Schließlich müssen wir uns doch an den kleinen Kiosken auf den Bahnsteigen, an denen wir während unserer Stopps immer wieder einkaufen, wenigstens grundlegend verständigen können. Unsere neu erworbenen Kenntnisse probieren wir bei der nächsten Gelegenheit in Nowosibirsk aus. Ich sage: „Chleb“ und bekomme ein Brot. Ich sage: „Pepsi“ und bekomme eine Flasche Cola. Ich sage: „Piwo“ und bekomme eine unverständliche Antwort. Erst als die Verkäuferin anfängt, Zahlen aufzusagen, verstehe ich, was sie möchte. Ich sage: „odin“, also “eins” und bekomme eine Flasche Bier.

 Die nächste große Stadt ist schon Jekaterinburg und mit ihr erreichen wir unseren letzten Halt in Asien. Nicht weit hinter der Stadt steht ein Obelisk, der die Grenze zwischen Asien und Europa markiert. Er ist etwas unscheinbar, aber für uns ist er ein weiteres Symbol, dass wir uns dem Ende unserer Reise nähern. Langsam mischen sich Tannen unter die Birken und aus dem flachen Land wird ein Mittelgebirge, das Ural. Wir hätten es uns etwas beeindruckender vorgestellt, aber an dieser Stelle ist es anscheinend recht flach. Es macht ja auch Sinn, eine Eisenbahnstrecke nicht durchs Hochgebirge zu bauen. Als wir die bewaldeten Berge sehen, zwischen denen sich immer wieder kleine Dörfer tummeln, fühlen wir uns fast schon wie in Deutschland.

In Moskau angekommen

In Moskau angekommen

Moskau hat 9 Hauptbahnhöfe, wir kommen am Bahnhof Yaroslavsky an

Moskau begrüßt uns mit trübem Nieselregen

Vom Ural aus sind es nur noch eine Nacht und ein halber Tag, bis wir in Moskau ankommen. Das erste Zeichen, dass wir uns der Hauptstadt nähern, sind die immer häufiger werdenden Dörfer. Wir genießen noch ein letztes Instant-Nudel-Mittagessen im Zug und dann fahren wir auch schon in den moskauer Bahnhof ein. Im grauen Nieselregen der Metropole stehen wir etwas verlassen da und realisieren nur langsam, dass unsere Zugfahrt beendet ist. Wir werfen noch einen letzten Blick auf den Zug, bevor wir uns in das hektische Treiben am Bahnhof stürzen und uns der neuen Herausforderung stellen, in dem U-Bahn-System mit rein kyrillischen Buchstaben unseren Weg zum Hostel zu finden.

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Von Peking nach Moskau – Teil 3 http://www.aus-reisen.de/2013/11/von-peking-nach-moskau-teil-3/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=von-peking-nach-moskau-teil-3 http://www.aus-reisen.de/2013/11/von-peking-nach-moskau-teil-3/#comments Wed, 27 Nov 2013 22:17:28 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=3526 Weiterlesen »]]> Als wir morgens aufwachen blicken wir auf eine weite Steppenlandschaft

Als wir morgens aufwachen, blicken wir auf eine weite Steppenlandschaft

Eine scharfe Bremsung holt uns aus dem Land der Träume. Es dauert ein paar Minuten, bis wir realisieren, wo wir uns befinden. Wir haben unsere erste Nacht in dem Zug verbracht, der uns von Peking nach Moskau fahren wird. Als wir aus dem Fenster schauen, blicken wir auf eine weite Steppenlandschaft: Die Mongolei. Trocken und staubig erstreckt sich das Grasland bis zum Horizont. Wir sehen Jurten und Pferde an unserem Fenster vorbei ziehen und langsam geht das Land in sanfte Hügel über. Ein Höhepunkt ist die Durchfahrt durch Ulan Bator, die Hauptstadt der Mongolei. Im Zentrum reihen sich wenig ansehnliche Betonbauten aneinander, aber am Stadtrand stehen auch viele Jurten und kleinere Häuschen, die einen freundlicheren Eindruck machen. Die Dächer der Häuser strahlen in kräftigen Farben. Blau, grün, rot und gelb leuchtet es uns entgegen. Manchmal ist auch hellblau oder violett dazwischen. Vielleicht ist dies der Versuch der Bewohner, ein bisschen Farbe in ihre ansonsten farblose Welt zu bringen.

Als wir zum Abendessen gehen, überrascht uns das mongolische Bordrestaurant, das gestern Abend an der Grenze an unseren Zug angekoppelt wurde. Es ist sehr hübsch eingerichtet, mit verzierter Decke, einem Pferdebild über der Tür und traditionellen Gegenständen an der Wand. Da schmeckt uns das Essen gleich doppelt so gut, auch wenn wir jetzt dafür zahlen müssen (anscheinend war das kostenlose Essen von gestern eine rein chinesische Serviceleistung).

Wir fahren direkt am Beikalsee entlang

Wir fahren direkt am Baikalsee entlang

Am nächsten Morgen erwartet uns ein weiteres Highlight dieser Tour. Unser Zug fährt um die Südspitze des Baikalsees herum. Gestern Abend noch haben wir die russische Grenze überquert und fahren jetzt durch Sibirien. Allerdings gehen Zuguhren und  Fahrpläne in ganz Russland nach Moskauer Zeit, die mit der Pekinger Zeit um vier Stunden versetzt ist. Das heißt, dass so weit im Osten, wie wir uns befinden, die Sonne um halb vier morgens aufgeht und um halb zwei nachmittags wieder untergeht. Wir entscheiden uns aber, unseren Tagesablauf nach der Sonne zu richten, denn schließlich wollen wir ja das Tageslicht nutzen, um die Landschaft zu betrachten. Außerdem sind unsere Körper eh noch auf die Pekinger Zeit eingestellt und so ist es kein Problem für uns, um sechs Uhr morgens (also in Peking um zehn) am Zugfenster zu stehen und hinaus auf das glitzernde Wasser des Baikalsees zu blicken. Das Wasser ist glasklar, der Himmel ist wolkenlos blau und am Horizont sehen wir schneebedeckte Berge. Ein schönes Bild. Das Gras am Ufer ist von Raureif überzogen, es liegt Schnee auf den Feldern und viele der Pfützen und Zuläufe des Sees sind bereits zugefroren. Im Zug selbst ist es aber dank der Kohleheizung mollig warm.

In Irkutsk haben wir 30 min Aufenthalt, Zeit genug Wasser und Brot zu kaufen

Am Bahnhof von Irkutsk

Einen halben Tag dauert es, bis wir das Südufer des Baikalsees umfahren haben, dann halten wir in Irkutsk. Dies ist die größte Stadt hier in Sibirien und die erste Möglichkeit für uns, russischen Boden zu betreten. Wir steigen aus und geben gleich die ersten Rubel an einem Kiosk für Brot und Wasser aus.

Den Rest des Tages fahren wir durch Birken- und Tannenwälder, in denen immer wieder kleine Siedlungen und Städte auftauchen. Es erstaunt uns, dass die Gegend so besiedelt ist, wo doch Sibirien in Deutschland eher der Inbegriff von menschenleerer Tundra ist. Die Häuser wirken liebevoll gepflegt und sind teilweise sogar recht modern. Am Abend gehen wir wieder ins Bordrestaurant, das jetzt russisch ist. Die Speisen sind schon wieder sehr europäisch (Hering und Bratkartoffeln) und so denken wir daran, dass unsere Reise sich dem Ende zuneigt und wir in zwei Wochen wieder in Deutschland sein wollen.

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Von Peking nach Moskau – Teil 2 http://www.aus-reisen.de/2013/11/von-peking-nach-moskau-teil-2/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=von-peking-nach-moskau-teil-2 http://www.aus-reisen.de/2013/11/von-peking-nach-moskau-teil-2/#comments Sat, 23 Nov 2013 23:06:32 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=3510 Weiterlesen »]]> Wir sitzen in einem Abteil des Peking-Moskau-Express und schauen aus dem Fenster. Heute Morgen sind wir in aller Frühe in Peking losgefahren und mussten erst unsere anfängliche Enttäuschung über die doch recht betagten Wagen überwinden. Inzwischen haben wir uns aber mit dem Zug angefreundet. Wir haben im Bord-Restaurant kostenlos Mittag gegessen, den Samowar ausprobiert und die Betten bezogen. Jetzt beobachten wir, wie die Schatten der vorbeihuschenden Häuser immer länger werden. Bevor wir uns aber das erste Mal schlafen legen, wird noch einiges passieren.

Wir fahren an trostlosen wirkenden Dörfern vorbei

Immer wieder tauchen Dörfer und Ansiedlungen auf

Wir fahren noch lange durch die immer gleiche graubraune Lehmlandschaft. Sie wirkt verlassen und trostlos, aber immer wieder tauchen darin kleine Dörfer und Ansiedlungen auf. Manchmal bestehen sie aus Häusern, die mit Lehmziegeln gebaut sind und sich kaum von der Umgebung abheben, dann wieder sehen wir moderne Reihenhaussiedlungen: Zehn Häuser nebeneinander, in acht schnurgeraden Reihen und alle sehen sie gleich aus! Hin und wieder ragt auch ein Hochhaus, Marke Plattenbau. aus diesen Reihen hervor.

Am Abend kommen wir dann in Erlian an, der letzten Stadt vor der Grenze zur Mongolei. Hier werden noch einmal unsere chinesischen Visa für die Ausreise abgestempelt und dann fahren wir in eine große Werkhalle ein, in der unser Zug für das mongolische Schienennetz umgespurt wird. Wir können dabei einfach in unserem Abteil sitzen bleiben, während die Arbeiter unter uns die Räder abändern.

Wir betrachten noch durch das Fenster die vielen Fahrgestelle, die an der Wand der Werkhalle aufgestellt sind, als es plötzlich einen unglaublichen Knall gibt und der ganze Waggon und wir mit ihm durchgeschüttelt werden. Das wiederholt sich noch ein paar Mal und so gehen wir neugierig hinaus auf den Gang um besser zu sehen, was passiert. Wir sehen gerade noch, wie sich nach einem erneuten Knall der nächste Waggon von unserem löst und ein paar Meter entfernt stehen bleibt. Ein Arbeiter legt einen dicken Hammer quer auf die Schiene vor das Rad und verhindert so, dass es weiter rollt. Nachdem der Waggon so gesichert ist, werden elektrischen Hebebühnen angeworfen, die von der Seite unter den Waggon greifen und ihn ganz langsam anheben. Auch unser Waggon wird kurze Zeit später angehoben, aber wir merken es kaum, so langsam geht das alles voran. Plötzlich schweben wir aber anderthalb Meter über dem Boden und die Drehgestelle, die auf den Schienen stehen geblieben sind, können von einem Stahlseil einfach unter uns weggerollt werden. Gleich darauf kommen auch schon die neuen Räder angerollt und die Waggons werden darauf abgesenkt. Unter lautem Knallen und großem Gerüttel werden die Waggons dann verbunden und unsere Fahrt kann nach nur zwei Stunden auf breiteren Schienen weitergehen.

Wir sind in der Mongolei angekommen und warten das der Zug endlich weiterfährt

Wir sind in der Mongolei angekommen und warten darauf, dass der Zug endlich weiterfährt

Es ist jetzt schon bald um eins und wir sind müde, weil wir in der letzten Nacht nur vier Stunden geschlafen haben. Aber noch sind wir nicht in die Mongolei eingereist. Das heißt, dass wir noch die dortigen Grenzkontrollen abwarten müssen, bevor wir schlafen gehen können. Da sind wir ganz froh, dass der Zug bald wieder anhält. Die Grenzbeamtin kommt in unser Abteil, salutiert und fragt nach den Pässen, die wir ihr aushändigen. Wir sind etwas nervös, weil wir kein Visum beantragt haben. Vor zwei Monaten haben sich die Einreisebestimmungen für Deutsche in die Mongolei geändert, sodass unser Reisepass eigentlich ausreichen sollte, aber ob die Beamten das auch wissen? Sie schaut sich die Pässe nur kurz an und verschwindet dann mit ihnen. Soweit so gut, jetzt heißt es warten. Und wir warten lange. Eine Stunde steht unser Zug auf dem Bahnhof und wartet. Zwischendrin kommt ein Kohlewagen vorbei, der uns mit Kohle beliefert. Die Heizung und auch der Samowar, der im Gang steht, werden nämlich mit einem echten Kohlefeuer betrieben. Jedes Mal, wenn der Schaffner neu auflegt, riecht es im ganzen Waggon danach.

Müde starren wir aus dem Fenster auf den verlassenen Bahnhof und das beleuchtete Bahnhofsgebäude. Es wirkt schon ganz anders als in China, die vielen Erker und Verzierungen und die flachen Dächer unterscheiden sich deutlich von dem, was wir in China und in Südkorea kennen gelernt haben.

Dann kommt endlich die Beamtin zurück und händigt uns unsere Pässe ohne weitere Fragen aus. Wir haben jetzt einen weiteren Stempel in unseren Reisepässen und können uns beruhigt schlafen legen. Beim gleichmäßigen Rattern des Zuges, der jetzt durch die Weiten der mongolischen Steppe fährt, versinken wir bald in einen tiefen Schlaf.

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Von Peking nach Moskau – Teil 1 http://www.aus-reisen.de/2013/11/von-peking-nach-moskau-teil-1/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=von-peking-nach-moskau-teil-1 http://www.aus-reisen.de/2013/11/von-peking-nach-moskau-teil-1/#comments Thu, 21 Nov 2013 22:14:04 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=3491 Weiterlesen »]]> Peking Hauptbahnhof

Morgens am Pekinger Hauptbahnhof

Sechs Tage wollen wir mit der transmongolischen und der transsibirischen Eisenbahn von Peking nach Moskau fahren. Dafür haben wir uns gut eingedeckt mit Cola, Tee und Instant-Nudeln, damit wir nicht so oft im teuren Bordrestaurant essen müssen und auch von den Händlern am Bahnhof unabhängig sind. So stehen wir wieder einmal um vier Uhr morgens auf und begeben uns im frühmorgendlichen Peking, in dem sogar die U-Bahn noch fast leer ist, zum Pekinger Hauptbahnhof. Dort ist schon sehr viel mehr los und wir sind froh, dass wir genügend Zeit haben, unseren Zug zu suchen und zu finden.

Als wir in den Zug einsteigen sind wir erstmal etwas enttäuscht. Zwar haben wir ein eigenes Abteil für uns zu zweit, aber für 785 € pro Person für die Tickets, hätten wir uns doch etwas weichere Betten und etwas mehr Stauraum für unser Gepäck gewünscht. Die Entdeckung, dass das Licht nur noch ansatzweise funktioniert und dass die Steckdose keinen Strom hat, hellt unsere Stimmung nicht gerade auf. Auch die Zugtoilette, mit einem Plumpsklo auf die Schienen und einem Wasserhahn, der beinahe abfällt, wenn man an ihm dreht, ist nicht gerade das, was wir auf einer sechs Tage langen Zugfahrt gebrauchen können.

Doch dann fährt der Zug erst einmal ab und wir nehmen Abschied von Peking. Eine halbe Stunde brauchen wir, bevor wir die Großstadt mit den Hochhäusern und den vielen Straßen hinter uns lassen. Dann fahren wir durch ein Gebirge, in dem sich Tunnel mit tiefen Tälern und Seen abwechseln. Alles ist aber sehr trocken und staubig. Die Berge sind nur mit ein paar Büschen bewachsen, die braun und lehmig ein trostloses Leben fristen.

Während wir noch aus dem Fenster schauen kommt der Schaffner vorbei, bringt uns heißes Wasser aus dem Samowar, zeigt uns, dass die Steckdose jetzt funktioniert und händigt uns Gutscheine für das Bordrestaurant aus. Wir wundern uns zwar etwas, weil wir gar nicht wussten, dass Essen mit im Preis inbegriffen ist, aber wir gehen zur angegebenen Zeit ins Bordrestaurant. Und tatsächlich bekommen wir dort kostenlos ein leckeres Mittagessen. Ganz nebenbei lernen wir auch noch einige weitere Mitreisende kennen.

Große Mauer

Vom Zug aus können wir sogar die chinesische Mauer sehen

Als wir zurück zu unserem Abteil gehen, hat die Landschaft sich wieder geändert. Wir fahren jetzt durch flaches, lehmiges Land, auf dem vereinzelt Bäume und Sträucher stehen. Am Horizont können wir Berge erkennen. Und auf den Bergkämmen? Da sehen wir die chinesische Mauer, die in diesem Abschnitt zwar nur aus Lehm besteht, aber dennoch mit ihren Türmen und Treppen deutlich zu sehen ist. Das söhnt uns mit dem Zug ein wenig aus und so freuen wir uns auf die Dinge, die noch kommen werden.

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Südkorea http://www.aus-reisen.de/2013/11/suedkorea/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=suedkorea http://www.aus-reisen.de/2013/11/suedkorea/#comments Fri, 15 Nov 2013 00:00:46 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=3435 Weiterlesen »]]> Ein Traum in Rosa

Ein Traum in Rosa

Als wir nach vierzehn Tagen auf See zum ersten Mal an Land die Augen aufschlagen, merken wir als Erstes, dass sich unser Bett nicht mehr bewegt. Dann dringt langsam die rosarote Farbe der Wände unseres Hostelzimmers in unser Bewusstsein und schließlich wissen wir es wieder: Wir sind in Südkorea angekommen. Hier werden Hostels auch von jungen Pärchen genutzt, die einmal eine Nacht ungestört verbringen möchten. Daher sind die Zimmer im stylischen Honeymoon-Look gestrichen. Beim kostenlosen Frühstück im Hostel lernen wir noch eine weitere Eigenheit dieses Landes kennen: Sobald wir vom Treppenhaus oder von der Straße in einen Raum eintreten, müssen wir die Schuhe ausziehen. Dies ist auch in der Gemeinschaftsküche des Hostels so. Wir schlurfen in den ausgetretenen, bereitstehenden Schlappen zwischen Kühlschrank und Herd hin und her und genießen dann ein sehr westliches Frühstück, mit Toastbrot, Spiegelei und Kaffee.

In Aquarien vor den Restaurants kann man sich die Fische aussuchen, die man Essen möchte

Aus dem Aquarium frisch auf den Tisch

Unser Morgen läuft jeden Tag auf ähnliche Weise ab. Die Tage allerdings sind sehr unterschiedlich. An einem Tag spazieren wir am Strand entlang, bummeln durch die Straßen und lassen das asiatische Flair auf uns wirken. Vor den Restaurants und an Ständen stehen große Aquarien mit allerlei Meeresgetier. Da schwimmen Flundern neben Fischen mit schwarzen und weißen Streifen und am Boden räkeln sich träge Unmengen von Oktopussen. Wir haben schon gehört, dass letztere sich hier großer Beliebtheit erfreuen und sie teilweise sogar roh an Spießen serviert werden. Wir halten uns aber lieber an andere Spezialitäten, wie z.B. das Barbecue, bei dem die Speisen direkt vor unseren Augen auf dem Tischgrill in der Mitte des Tisches gebraten werden.

An einem anderen Tag tauchen wir tief ein in die Geschichte des Landes, besuchen ein Museum, entdecken das höfische Leben in einem Kaiserpalast und genießen die Aussicht von der Stadtmauer hinunter auf die vielen Hochhäuser. Wir staunen, dass viele der alten Häuser ein System haben, mit dem der Fußboden geheizt wurde. Das erklärt, warum Koreaner traditionell so viel auf dem Fußboden sitzen (z.B. beim Essen in einigen Restaurants). Auch die Betten hatten früher nur eine dünne Matte als Unterlage, durch die die Wärme des Fußbodens gut hindurch dringen konnte.

Wieder ein anderer Tag bringt uns die koreanische Kultur ein wenig näher. Wir erleben ein Live-Konzert mit Volksliedern und kostümierten Sängern, lassen uns auf einer Werbeveranstaltung untersuchen und akkupunktieren und nehmen in einem der traditionellen Häuser an einer Teezeremonie teil. Dabei steht die ruhig-ernste Atmosphäre der Teezeremonie in einem lustigen Gegensatz zu unserem Unwissen und den Versuchen der netten Frau, die die Zeremonie leitet, uns mit Händen und Füßen begreiflich zu machen, was wir tun sollen. Am Ende klappt es aber, dass wir erst am Tee riechen, bevor wir dreimal daran nippen, wir pressen Zuckerteig in ein Förmchen, um ihn danach zu essen und verabschieden uns schließlich mit einem angemessenen: “Gamsa hamnida!”, was „Danke!“ bedeutet.

Nach zwei Tagen in Pusan und drei Tagen in Seoul heißt es dann auch schon wieder Abschied nehmen von diesem kleinen, aber interessanten Land. Mit einer Fähre geht es für uns von Incheon aus in Richtung China weiter.

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Stürmische Ankunft http://www.aus-reisen.de/2013/11/stuermische-ankunft/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=stuermische-ankunft http://www.aus-reisen.de/2013/11/stuermische-ankunft/#comments Tue, 12 Nov 2013 00:00:29 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=3311 Weiterlesen »]]> Bevor wir unsere Seefahrt beenden und in Südkorea an Land gehen, scheint sich der Pazifik noch einmal würdig von uns verabschieden zu wollen. Ein Taifun zieht an Japan vorbei und verursacht dabei so hohe Wellen, dass unser Schiff sich bis zu 20° Neigungswinkel auf die Seite legt. Nachdem uns bereits ein Glas in unserer Kabine zu Bruch gegangen ist, räumen wir alles weg, was vom Tisch herunter fallen könnte. Trotzdem klappert und scheppert es noch beängstigend in den Schränken, wenn Bücher, Dosen und Elektrogeräte von einer Ecke in die andere rutschen.

Wenn die Wellen seitlich auf das Schiff treffen, fängt es stark an zu rollen. Dabei rutscht alles hin und her, was nicht festgebunden ist. Auf dem Video ist vor allen Dingen ein Mülleimer zu hören, der scheppernd gegen Stühle und Möbel kracht.

Auch die Mahlzeiten in der Offiziersmesse verlaufen bei so einem Sturm nicht so ruhig und entspannt ab, wie sonst immer. Anstatt der Suppenteller gibt es große Schüsseln für die Suppe. Obwohl wir unsere Gläser bei jeder Welle festhalten, gibt es auch hier Scherben. Bei einer besonders großen Welle rutscht Albrecht einmal samt seinem Stuhl und Suppenschüssel, die er reaktionsschnell hochgehoben hat, quer durch den Raum. Mitten im Raum bleibt er dann stehen, weil die Welle ihren Höhepunkt erreicht hat und kommt dann in Gegenrichtung wieder zurück an den Tisch gerutscht.

Doch nicht alle können das Schwanken und Schaukeln, das für uns eher lustig ist, so auf die leichte Schulter nehmen. Einer unserer Mitpassagiere ist vor zwei Tagen unglücklich gestürzt und hat sich am Bein verletzt. Noch wissen wir nicht, was es genau ist, weil es keinen Arzt an Bord gibt und die Offiziere ohne Röntgengerät außer einer Schwellung nicht viel feststellen können. Also muss er die Zähne zusammen beißen und warten, bis er in Pusan in ein Krankenhaus fahren kann. Bisher konnte er auf Krücken wenigstens in seinem Zimmer umher humpeln, aber mit einem ständig schwankenden Boden unter den Füßen, auf dem schon wir Gesunden um unser Gleichgewicht kämpfen müssen, wird auch das bald unmöglich.

Der Kranke wird in einer Kiste mit einem Kran an Kai gelassen.

Der Kranke wird in einer Kiste mit einem Kran hinab gelassen

Wir unterstützen ihn so gut wir können und sind froh, als die Wellen wieder ruhiger werden und wir uns dem Hafen von Pusan nähern. Schon kommt der Lotse an Bord und übernimmt das Kommando. Als wir längsseits am Kai liegen stellt sich unserem Mitreisenden das nächste Problem: Die Gangway, die von Bord führt, ist schmal und wackelig, und bietet mit den Krücken nicht genügend Halt. Mit ihr kommt er jedenfalls nicht hinunter. Aber der Kapitän hat schon eine Lösung für das Problem. Die Matrosen stellen einen Stuhl in eine Metallbox, die sonst für Lasten verwendet wird. Darein wird der Kranke gesetzt und schwebt so langsam dem Kai entgegen, wo schon ein Mitarbeiter der Reederei auf ihn wartet. Mit den Krücken schafft er es bis ins bereit stehende Auto, aber dann muss er sie leider abgeben, weil es auf dem Schiff nur das eine Paar gibt. Das heißt, den Weg in die Zollstation und in die Behörde für Einreise muss er jeweils gestützt auf Albrecht und den Mitarbeiter der Reederei auf einem Bein hüpfend zurück legen.

Das erste das uns in Südkorea auffählt, sind die vielen Leuchtreklamen an den Häusern

Südkorea begrüßt uns mit einem Lichtermeer aus Leuchtreklamen

Als das alles geschafft ist, fahren wir auf dem schnellsten Wege ins Krankenhaus, wo die Ärzte einen Bruch feststellen, der am nächsten Tag operiert werden muss. Bis er dann wieder laufen kann, wird es wohl noch ein bis zwei Monate dauern. Wir verabschieden uns von ihm, denn wir wissen ihn jetzt in guten Händen. Wir fahren zu unserem Hostel und bummeln am Abend noch durch die Straßen mit den vielen Leuchtreklamen und kleinen Läden. Jetzt erst realisieren wir so richtig, dass wir in Südkorea angekommen sind.

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Seemannsgarn http://www.aus-reisen.de/2013/11/seemannsgarn/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=seemannsgarn http://www.aus-reisen.de/2013/11/seemannsgarn/#comments Sat, 09 Nov 2013 00:00:12 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=2541 Weiterlesen »]]> Es ist der 11. Oktober abends. Ich liege in unserer Kajüte und denke über unsere Reise nach. Morgen ist der 12. Oktober und damit jährt sich der Tag unserer Abreise. Ein Jahr sind wir dann schon unterwegs. Und was wir schon alles gesehen haben! Angefangen bei der Einreise nach New York, die Niagarafälle, dann Toronto, Ottawa und Montréal, wir haben Kanada mit dem Bus durchquert, waren im Yellowstone und sind jetzt auf dem Pazifik Richtung Asien unterwegs. Noch während ich darüber nachdenke, werde ich von den Wellen langsam in den Schlaf gewiegt.

Wir essen gemeinsam mit den Offizieren und Ingenieuren in der Offiziersmesse.

Wir essen gemeinsam mit den Offizieren und Ingenieuren in der Offiziersmesse.

Und der nächste Tag soll ein neues Abenteuer bereithalten. Wie gewohnt gehen wir um halb acht zum Frühstück. Das hört sich zwar recht früh an, aber durch die häufige Zeitumstellung (sieben Mal eine Stunde in den letzten zehn Tagen) fühlt es sich für uns eher an wie um halb drei Nachmittags. Wir frühstücken im gleichen Raum wie die Besatzung und während des Essens entspinnt sich ein langes Gespräch, in dem die Seeleute von fremden Ländern und über ihre Abenteuer auf See erzählen.

Afrika, so erzählen sie, sei zwar ein unsicheres Pflaster, aber mit den Waren von dort lasse sich immer noch ein bisschen dazu verdienen. Da hat einer eine Ladung Holzelefanten aus Afrika mitgebracht und sie gewinnbringend in Deutschland verkauft. Ein anderer hat in Nigeria einen Ottokatalog herumgezeigt und ist dann der inoffizielle offizielle Vertreter von Otto in Nigeria geworden.

Der Suezkanal wird unter Seeleuten auch Marlboro-Kanal genannt, weil man sich mit einigen Stangen dieser Zigaretten eine problemlose Durchfahrt sichern kann. Der Kapitän, ein Nichtraucher, habe extra einen ganzen Vorrat dabei.

Manchmal "landen" fliegende Fische auf Deck die von der Crew gerne roh gegessen werden,

Manchmal “landen” fliegende Fische auf Deck

Die Crew auf diesem Schiff besteht aus Philippinern und Europäern, was auf Frachtschiffen nicht unüblich ist. Vom Kapitän erfahren wir, dass es aber auch andere Besatzungen gibt, bei der die Crew seltsame Gewohnheiten mitbringt. Er erzählt über die Bewohner einer Inselgruppe bei Australien, mit denen er einmal gefahren ist. Sie sammelten morgens fliegende Fische ein, die durch das niedrige Freibord (also die Höhe der Reling von der Wasserlinie aus) über Nacht an Bord fliegen konnten. Die Fische wurden dann direkt an Ort und Stelle verspeist. Auch die Seemöwen, die manchmal das Containerschiff des Nachts als Rastplatz nutzten, waren vor der Crew nicht sicher. Sie schlichen sich an und fingen die Möwen mit der bloßen Hand ein. Nur als einem der Seeleute einfiel, sich eine Möwe als lebenden Proviant in der Kajüte zu halten, musste der Kapitän dann doch sein Veto einlegen.

Neben der Offiziersmesse hängt eine große Weltkarte, wo die aktuelle Schiffsposition zu sehen ist. Wir befinden uns in der nähe der Beringsee.

Neben der Offiziersmesse hängt eine große Weltkarte, auf der die aktuelle Schiffsposition zu sehen ist. Wir befinden uns in der Nähe der Beringsee.

Während wir uns noch unterhalten, kommt plötzlich eine Durchsage: Eisberg an Steuerbord! Wir fahren durch arktische Gewässer und warten schon lange darauf, endlich mal einen Eisberg zu sehen. Also beenden wir kurzerhand unser Frühstück und gehen hoch auf die Brücke. Und tatsächlich, da treibt majestätisch und kalt ein Eisberg in einiger Entfernung im Meer. Doch noch mehr kann ich entdecken, als ich eines der großen Ferngläser nehme, die hier für die wachhabenden Offiziere bereitliegen. Etwa auf halber Strecke vor dem Eisberg treibt eine Eisscholle im Wasser, auf der sich etwas bewegt. Ich mache den Offizier auf der Brücke darauf aufmerksam und nach einer Weile stellt er fest: Das muss ein Eisbärenjunges sein. Was macht ein Eisbärenjunges so weit draußen auf dem Meer? Wir werden es wohl nie erfahren, aber ohne unsere Hilfe wird es wohl kaum den nächsten Tag überleben. Schon gibt der Offizier seine Anweisungen über Mikrofon an die Matrosen und wir begeben uns an Deck, um auch ja nichts zu verpassen. Als erstes kommt der Koch aus seiner Kombüse. Er hält geschälte, aufgeschnittene Zwiebelhälften in der Hand. Als die Scholle immer näher heran kommt, holt er aus und wirft sie zielsicher dem Eisbären vor die Nase. Wir wundern uns etwas, beobachten aber, was passiert. Und tatsächlich, der Eisbär schnüffelt daran und schon schießt ihm das Wasser in die Augen. Als es gefroren ist, und er nichts mehr sieht, werfen ihm einige Matrosen von Deck aus einen große Plane über den Kopf, an der große Seile befestigt sind. Hilflos und blind wie er ist, wehrt er sich zwar und brüllt und zappelt, aber er verheddert sich dabei nur immer weiter in der Plane. So können ihn die Matrosen langsam an Bord ziehen. Er wird in einem großen Käfig in der Werkstatt untergebracht.

Fliegende Fische

Fliegende Fische

An diesem Abend sammeln wir die fliegenden Fische an Deck ein und gehen hinunter, um den Eisbären zu füttern. Er hat sich inzwischen etwas beruhigt und frisst brav seinen Fisch. Plötzlich höre ich ein Geräusch aus der Dunkelheit weiter hinten in der Werkstatt. Ich gehe hin und entdecke unter einer Decke einen Käfig, in dem eine Möwe traurig mit den Flügeln schlägt. Gleich daneben steht eine mit Plane zugedeckte Kiste, aus der einige Holzelefanten hervorschauen. Darunter entdecke ich einige Kartons mit der Aufschrift „OTTOversand“. Als wir am Abend ins Bett gehen, schütteln wir den Kopf über so einen verrückten Tag.

Am nächsten Morgen schauen wir vor dem Frühstück in der Werkstatt vorbei. Der Eisbär, die Möwe und die Kisten sind verschwunden. Auch den 12. Oktober hat es für uns nie gegeben, denn wir sind an diesem Tag über die Datumsgrenze gefahren und so folgte auf den 11. gleich der 13. Oktober. Die Geschichten allerdings, die haben wir so gehört und es bleibt unseren Lesern überlassen, ob sie sie glauben, oder nicht.

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